Sonntag, 30. September 2007

Ende der zweiten Chemotherapie

Die Angewöhnung an die regelmässige Einnahme der Medikamente erlebe ich weiterhin als gewöhnungsbedürftig. Interessanterweise verstärkt nur schon der Anblick der Tabletten die dadurch erworbenen Nebenwirkungen. Allerdings sind sie nicht allzu intensiv.
Neuropathie Grad 1: Das Kribbeln der Finger, ausgelöst vor allem durch die Berührung von kalten Gegenständen oder frühmorgens kurz nach dem Aufstehen, ist mehr als nur unangenehm. Es ist störend und teilweise recht schmerzhaft.
Hand-Fuss-Syndrom: Die Innenseite der Hände verfärbt sich rötlich und reagiert auf Druck empfindlich bis schmerzhaft. An den Fersen entstehen Blasen, die aufbrechen und das Gehen erschweren. Meine intensiven Waldspaziergänge habe ich mittlererweile stark reduziert.
Antriebsarmut: Die ersten Tage nach der Gabe von Eloxatin i.v. (Infusionstherapie) fehlt der Antrieb. Vieles wirkt schwerer oder mühsamer oder so, wie wenn ich mit angezogener Handbremse bergwärts fahren würde.
Erschöpfungstendenz: Die ersten 14 Tage des dreiwöchigen Zyklus zeigen eine Müdigkeit, die mich früh zu Bett treibt. Ein Freund von mir meint, dass diese Erschöpfung vergleichbar ist mit dem Erbringen von hohen Leistungen auf 4000 Meter über Meer.

Soviel zum Gejammer! Positiv zu berichten ist, dass die Werte extrem gut sind (Hb 14,5, Leukozyten 3.94, Thrombozyten 189) - und dies Ende der zweiten Chemophase. Grundsätzlich geht es mir allgemein sehr gut und ich bin auch guten Mutes. In der chemofreien Woche spüre ich wieder jene Lebenslust, auf die ich nicht verzichten möchte. Nach wie vor esse ich gerne und trinke auch gerne ein Glas Wein dazu. Das Gewicht hält sich stabil und die Obstipation ist im Griff. Auch beginne ich wieder in jener Kreativität und Vitalität zu denken, die mir eigen ist und aus der heraus doch schon manch gelungenes Projekt resultierte. Allerdings sind die physischen Aufwendungen dazwischen schon noch hinterlich. In einer Woche fliegen wir nach Afrika in die Ferien. Ich freue mich darauf. Euch allen wünsche ich einen wunderschönen Herbstanfang.

Herzlich Peter

PS: der nächste Blog erscheint Ende Oktober

Montag, 3. September 2007

Erste Erfahrungen

In der Nacht vor der ersten Chemotherapie war ich unruhig. Diffuse Gedanken durchstreiften meinen Kopf und liessen mir wenig Schlaf. Die Begegnung mit dem Onkologen war gut und er nahm mir mit seiner offenen, unkomplizierten und direkten Art auch viele Unsicherheiten. Diese waren vorhanden, wirr, unstrukturiert und mit einer ordentlichen Portion Unwohlsein behaftet.

Meine körperlichen Reaktionen halten sich zurzeit in erträglichen Grenzen. Die Fingerkuppen reagieren auf kalte Gegenstände wie wenn ich Trockeneis berühre. Die Verstopfung wirkt sich unangenehm aus, hemmend, blockierend. Zudem fühle ich mich müde und lege immer wieder Pausen ein. Diese Antriebsarmut und Lustlosigkeit kannte ich bisher nicht. Als eingeschränkt erlebe ich die Mobilität, Kreativität und Vitalität. Diesen Einschränkungen zu begegnen ist spannend und führt zur Beobachtung, dass es gar nicht so einfach ist, die innere Trägheit zu überlisten oder zu überwinden – Konsequenz, Hartnäckigkeit und Überzeugung sind die Mittel dazu.

Herzlich
Peter

PS: Der nächste Blog wird (wenn nichts dazwischen kommt) Ende September erscheinen.