Sonntag, 25. Juli 2010

Neue Standortbestimmung

Die letzte Woche war inhaltlich recht heftig, vor allem in emotionaler Hinsicht. Für meine Gedenkfeier sind alle Interviews und Filmaufnahmen im Kasten. Kommende Woche geht es noch um den Schnitt und den Feinschliff. Danach können wir dieses Projekt getrost zur Seite legen und uns wieder alltäglicherem widmen. Wir haben festgestellt, dass diese Ankündigung (inhaltliche Organisation der Gedenkfeier) offenbar bei vielen einiges ausgelöst hat. Ist es wirklich so abwegig, die eigene Gedenkfeier zu organisieren, wenn die Wahrscheinlichkeit des Todes gemäss gesundheitlicher Entwicklung früher oder später eintrifft? Für Maria und die Familie ist damit eine grosse Belastung weg. Die vielen Gespräche zwischen Maria und mir haben uns emotional aufgewühlt. Sie haben aber auch etwas total Befreiendes in sich. Ich möchte der Losung, der eigenen Wirklichkeit in die Augen zu schauen und das Beste daraus zu machen, auch was mich persönlich betrifft nachleben. Und genau das haben wir getan. Ich bin froh darum, immer in der Hoffnung, nicht gleich Morgen oder Übermorgen sterben zu müssen. Dazu geht es mir übrigens noch viel zu gut.

Am Dienstag besprach ich mich mit dem Radio-Onkologen. Wir haben entschieden, die mich sehr störende und schmerzhafte Metastase in der Bauchwand zu bestrahlen und beginnen am kommenden Mittwoch damit. 10 Bestrahlungseinheiten sind vorgesehen. Diese werden allerdings durch eine einwöchige Reise von in den Oman unterbrochen. Wir werden an der Hochzeit der ältesten Tochter unserer befreundeten Dattelbauernfamilie im Landesinnern teilnehmen. Wir freuen uns über dieses kulturell für uns einmalige Ereignis sehr. Natürlich werden wir dem jungen Ehepaar (sie heiratet ihren Cousin) etwas typisch Schweizerisches mitbringen!

Am Mittwoch dann folgte das Gespräch mit dem Onkologen. Der PET-CT-Bericht liegt vor und zeigt keine wesentliche Verschlechterung. Auch liegt der CEA ziemlich unverändert bei 267 Punkten. So entschlossen wir uns, nach Beendigung der Bestrahlung mit einer erneuten Chemotherapie zu starten. Dies dürfte ab Mitte August der Fall sein und sich bis anfangs Dezember hinziehen. Geplant sind zwei/drei Gaben Folfiri und danach allenfalls mit Avastin ergänzt. Vielleicht lassen sich dadurch auch die teils heftigen Schmerzen im unteren Rückenbereich mildern. Die Medikamente helfen nur bedingt. Ich fühle mich zum Sterben zu gesund und ich will auch noch nicht sterben. Deshalb habe ich den Herbst mit den möglichen Seminaren geplant und hoffe sehr, diese auch umsetzen zu können. Und wenn nicht, dann ist ja alles andere eh schon vorbereitet. So sehe ich einer recht unbeschwerten Zeit entgegen.

Marias Knöchel hat sich inzwischen auch wieder erholt. Wohl humpelt sich noch ein wenig und verspürt auch Schmerzen, trotzdem ist sie frohen Mutes und wir freuen uns auf die bevorstehende Reise in den Oman.
Alles Liebe Peter

7 Kommentare:

Ulli hat gesagt…

Lieber Peter!So dies ist mein erstes E-Mail an diese Adresse!Ich werde jetzt weiterhin diese verwenden.
Dein Tagebuch hat mich sehr betroffen und mich bewegt!
Letzeres gibt mir wieder mehr Mut, Du machst Pläne,daß ist gut!
Ich wünsche Dir und maria eine schöne Reise in den Oman!Hochzeiten sind ja immer was Besonderes.
Letztens kommt mein Nachbar Nikolaus zu mir (ein älterer Herr)und bedankt sich, für das Krähen unserer Hähne morgens.Es hat mich überrascht, einigen mag das Schreien ja stören.
Er sagte mir, immer wenn er unsere Hähne morgens höre, wüßte er ,er lebt noch und freut sich auf den neuen Tag!Finde ich nett!
So schicke ich Dir noch ein Bussi aus Gaaden an der Hohen Wand!
Ulli

Sandra hat gesagt…

Lieber Herr Fässler

Wir kennen uns nicht persönlich, es ist mir - mittlerweile nach Monaten stillen lesens - aber ein tiefes Anliegen, Ihnen in den blog zu schreiben! (bloggen - überhaupt eine Première für mich...) Ich bewundere Ihre+ihrer Maria's Art mit dieser schweren Krankheit, deren Grenzen und Tatsachen umzugehen. Ich denke so oft an Sie und wie es Ihnen wohl gehen mag. An dieser Stelle möchte ich einfach mal den Hut vor Ihnen ziehen und grüsse Sie und Ihre Frau von ganzem Herzen!
Alles Liebe, Sandra Lehmann

Elly hat gesagt…

Grüezi Peter,
ich glaube das wir ganz einfach nicht mit dem Tod und der Trennung umgehen können. Jegliche Bewegung in diese Richtung macht uns angst. Die Angst vor dem Verlust baut sich zu gross in unserer Köpfen auf und erschreckt uns nachhaltig. Somit wollen wir immer nur in eine Richtung schauen, obwohl jedes Leben auch in eine andere Richtung geht. Auch mein eigens. Wenn meine Zeit zum Weitergehen da ist, möchte ich vorher auch einiges geregelt haben. Für mich ist das eine Art von "weiterleben" im anderen Sinne. Es ist gut so. Es ist nicht abwegig über das eigene Gehen, den Tod und die Vorbereitungen zu sprechen, es ist einfach sehr konfrontierend mit den eigenen Gefühlen welche man in sich trägt. Mich berührt es immer wieder, wenn ich deine Zeilen hier lese. Ich freue mich sehr wenn du Pläne hast und werde nachdenklich wenn es dir gerade nicht gut läuft.
Aus tiefstem Herzen wünsche ich dir die Kraft und weiterhin den Mut zu allem was du vor hast.
Liebe Grüsse an dich und deine Frau Maria.
Elly

Karin us Bärn hat gesagt…

lieber Peter, liebe Maria
Schön von euch zu hören - und erst noch von Reiseplänen! Dies wird sicher ein berührendes Hochzeitsfest, und ein Unvergessliches dazu!Ich finde es sehr bewundernswert und wunderbar dass ihr gemeinsam die Gedenkfeier planen und gestalten konntet. Ich stelle mir diese ganz persönliche Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit sehr anstrengend und emotional vor, aber eben auch bereichernd und entlastend. So wie ich euch kenne ist eben euer Umgang genauso natürlich und direkt beim Thema Sterben wie ihrs auch im Leben seid, bewundernswert und toll! Ich hoffe dass ich auch mal dazu im Stande sein werde!
Und, ist es nicht schön all das Unausweichliche mit "warmen Händen und warmem Herzen" planen zu können? Ich finde ja.
Ich wünsche euch eine erlebnisreiche und möglichst beschwerdenfreie Reise, viele guttuende Momente welche Kraft und Zuversicht für Zukünftiges geben mögen!
Ich denke ganz viel und fest an euch und grüsse euch herzlichst!
Karin us Bärn

Dietmar hat gesagt…

Lieber Peter, danke, dass Du uns am Laufenden hältst! Alles Liebe und eine erfüllte Zeit im Oman, Christine und Dietmar Weixler

Anonym hat gesagt…

Lieber Peter!
Einfach unglaublich! Ich freue mich so sehr, dass es dir wieder besser geht und du dich zum Sterben zu "gut" fühlst. Zudem bewundere ich deine Art, wie du mit allem ungehst! Du bist und bleibst für mich ein großes, einzigartiges Vorbild!!
Ich wünsche dir und deiner Frau eine wunderschöne Reise in den Oman und eine gute Heimkehr in die Schweiz.
Ich freue mich schon auf September und wünsche dir bis dahin weiterhin viel Kraft und möglichst wenig Schmerzen!
Alles Liebe von Brigitte aus VLBG

Barbara hat gesagt…

Lieber Peter!
Heute Morgen endlich zurück von einem Auslandsurlaub - ohne Internet und sonstigen Kommunikationsmitteln - war mein erster Weg "zu dir " hierher.
Ich bin sehr glücklich und spüre eine angenehme Wärme, deine Zeilen sind unglaublich befriedigend, du wirkst gut .

Sobald mein Kopf meinem Körper gefolgt ist, freue ich mich über ausgedehntere Kommunikation .


allerherzlichste Grüße
Barbara