Sonntag, 28. Juni 2009

No news are good news!

Mit diesem Satz ärgerte ich in meiner Jugendzeit jeweils meine Eltern wenn sie die Meinung vertraten, von mir zu wenig oder gar nichts zu hören. Später änderte ich diese Haltung allerdings. Heute ist es so, dass es mir recht gut geht und ich mich täglich wohler fühle. Ich versuche wieder, Tritt im Alltag zu finden. Fahrradfahren und flotte Spaziergänge im Wald gehören zum täglichen Fitnessprogramm. Nächste Woche wird über den Beginn der Chemotherapie entschieden. Ich werde mich wieder melden.
Herzlich Peter

Montag, 15. Juni 2009

Wochenende

Vergangenes Wochenende besuchten wir unsere Claudia (älteste Tochter) und Patrick. Es war ein wunderschönes, entspanntes, tolles Wochenende. Allerdings erlebte ich wieder eine Irritation mit meinem Stoma. In der Nacht von Samstag auf Sonntag drückte ich schlafenderweise den Beutel auf. Den Rest könnt ihr Euch ausmalen! Griff zum Stoma, nasses Pyjama, kurzer Fluch, aufstehen, duschen, Bettwäsche und Pyjama wechseln – versuchen weiterzuschlafen. Ich lag noch einige Zeit wach. Im Gegensatz zum ersten Ereignis reagierte ich relativ gelassen. Ich konstatierte, dass diese Unsicherheit nun offenbar zu mir gehört. Was will ich? Will ich, dass dieses Stoma mein Leben in Zukunft bestimmt oder bestimme ich mein Leben? Ich entschied mich eindeutig für letztere Variante. Also werde ich einen Weg finden müssen, um all diese möglichen Unliebsamkeiten minimieren zu können:
- Hosenträger heben den Druck des Gurtes auf das Stoma auf!
- Regelmässigere Kontrolle und häufiger Wechsel des Beutels.
- Immer Ersatzwäsche mitnehmen.
- Moltoneinlage für das Bett mitnehmen.
- Stoma gehört zu mir und ist ein Teil von mir!
Mit dieser Entscheidung kann ich gut leben. Ich fühle mich ruhiger, gelassener und sicherer.
Herzlich Peter

Freitag, 12. Juni 2009

Von Tag zu Tag besser

In körperlicher Hinsicht mache ich grosse Fortschritte, worüber ich mich sehr freue. Der Bauch ist noch nicht ganz zu (Loch von etwa 3cm Durchmesser), doch heilt die Wunde stetig. Leider habe ich immer noch Durchfall, was meine Gewichtszunahme stört.

Gestern erlebte in psychischer Hinsicht wieder einmal einen denkwürdigen Tag. Der Morgen begann wie immer: Dusche, Stomawechsel, Frühstück. Wir sassen zufrieden am Tisch. Ich spürte im Stoma Wärme und dachte, dass der Darm sich entleert. Plötzlich realisierte ich, dass sich diese Wärme über den Bauch und die Beine runter ausdehnte. Ein Blick auf die Hosen zeigte das Desaster an: der Stomabeutel hielt nicht dicht! Maria putzte das Nötigste und begann sorgfältig mich zu beruhigen. Sie musste meine Empörung im Gesicht gelesen haben. Ich tappte zum Badezimmer hoch, stieg in die Badewanne und entkleidete mich. Da stand ich nun, nackt, verschissen und ich weinte. Es ist so was von demütigend, entehrend und schafft unheimliche Unsicherheit. In einer Umgebung mit Verständnis kann das ja noch gehen, aber was ist, wenn dies im Kino, Theater, Flieger oder während eines Seminars passiert? Die Verunsicherung ist total.

Die Stomaberaterin erklärte mir, dass der geschlossene Beutel bei Durchfall nicht geeignet ist, da er dem Druck nicht wirklich standhält. Sie empfiehlt den offenen Beutel. Zudem meinte sie, dass ich vor einem Event welcher Art auch immer ein Imodium einnehmen soll. Das stopft wenigstens für einige Stunden und gibt Sicherheit. Für diesen Tipp war ich dankbar.

Ich erlebte den Tag eher zäh, schleppend und mühsam. Marias Aufbauversuche begannen Früchte zu tragen. Wir beide hoffen auf psychisch bessere Zeiten. Die Dünnhäutigkeit hat aber eine tiefe Wunde erhalten.
Herzlich Peter

Samstag, 6. Juni 2009

Rehabilitation

Es ist unglaublich, aber wahr: Seit Donnerstagabend bin ich ich wieder zu Hause. Allerdings noch sehr geschwächt und schnell erschöpft. Aber ich bin zu Hause! Ich habe mich von diesem Tiefschlag noch nicht wirklich erholt. Die Schmerzen sind jetzt aber gut eingestellt und die Wunde heilt auch gut. Nur psychisch bin ich unglaublich dünnhäutig geworden. Ich hoffe, das ändert sich noch. Mit dem Stoma komme ich gut zurecht, auch wenn das Stoma für immer sein wird. In 10 Tagen werde ich mich mit dem Onkologen über das weitere Vorgehen besprechen. Bis dahin möchte ich mir Zeit lassen und mich physisch wie auch psychisch pflegen. Ich freue mich auf die bevorstehende Zeit der Entspannung.
Herzlich Peter