Freitag, 29. August 2008

wieder zurück

Die vergangene Woche entsprach einmal mehr nicht den Erwartungen an ein ordentliches Leben. Nachdem sich die Magen-Darm-Krämpfe heftig entwickelten, erfolgte eine stationäre Abklärung. Diese ergab eine massive Obstipation (Verstopfung) bis in den Dünndarm hinein. Mittels Stomaspülung wurde versucht, dem Problem Herr zu werden. Eine zusätzliche Problematik scheint nicht vorhanden zu sein. Ich bin aber verunsichert. So einfach die Diagnose tönt, so wenig brachten bisher diese Spülungen. Wohl haben die Koliken nachgelassen, wesentlich verbessert hat sich meine Situation indes nicht. Auch wenn diese Runde mit dem CA nichts zu tun hat, so werden die psychischen Auswirkungen doch fadengerade auf dieses Konto gebucht. Das zermürbt, ermüdet und raubt Lebensqualität. Am schlimmsten empfinde ich die Unsicherheit, sie macht misstrauisch. Umgeben von qualifizierten Fachpersonen braucht es ganz viel selbstformulierte Überredungskunst, um nicht negativ denken zu beginnen.

Für den Moment jedoch freue ich mich auf die morgige Hochzeit meines Sohnes bei Prachtswetter und einem partnerschaftlichen Volltreffer. Dank Morphium werde ich ihn mit Sicherheit geniessen können.

Herzlich Peter

Montag, 25. August 2008

Mehr vom Gleichen

Im Moment habe ich schon das Gefühl, dass sich einiges gegen mich stellt. So erhielt ich von der Notärztin zur Behandlung des Hexenschusses Medikamente. Nach deren Anwendung stellten sich übers Wochenende Magen-Darm-Koliken ein, die mich recht arg in Mitleidenschaft zogen. So langsam beginne ich wieder Oberwasser zu erhalten.

Freitag, 22. August 2008

Stomasplitter 2

Die mechanische Seite der Stomapflege bereitet mir keinerlei Probleme mehr. Dies eigentlich schon knapp eine Woche, nachdem mir dieses Anhängsel verpasst wurde. Ich habe mich an die Gerüche gewöhnt, die Berührung des Darms und die Pflege sind sicher geworden und die Montage des Beutels sitzt. Nur mit den Geräuschen bleibt es so seine Sache. Im Vorzimmer der Radioonkologie knatterte es so hörbar, dass alle Anwesenden (4 Personen und ich) sofort zu mir blickend reagierten. Ich überlegte kurz, was tun: Wegschauen, auch blöd dreinschauen, keine Notiz nehmen oder mich outen. Ich entschied mich für die letztere Variante und erklärte kurz Sinn und Zweck der Knatterei. Drei Personen senkten ihren Blick Richtung Lesematerial und die Vierte sprach mich an: "Genau wie bei meinem Vater, der kriegte auch so ein Ding und war vom Tag an unausstehlich!" Ich war froh, wurde ich gerade in diesem Moment aufgerufen und verabschiedete mich von der Runde.

Letzte Nacht war eine besondere Nacht. Spätabends hat mir mein Chirurge noch per Mail mitgeteilt, dass die Rückverlagerung des Stomas erst im Januar nach erfolgter CEA-Kontrolle, einem CT und einer Sigmoidoskopie der Anastomose erfolgen soll. Fürs Erste wars ein Dämpfer, beim Nachdenken erkannte ich die Sorgfalt der Handhabung. Ich willigte unbewusst sofort ein. Nachts lag ich offensichtlich mit meinem Gewicht auf dem Stoma, was gegen 03.00 Uhr zu einem erneuten sehr unangenehmen Unfall führte. Duschen, Bett frisch anziehen usw. waren die Konsequenzen und alles drückte erheblich auf die Psyche. Ich verspürte diesmal keine Aggression, ich war traurig.

Am Vormittag dann ereilte mich noch ein Hexenschuss, der eine medizinische Notintervention (Spritze) nach sich zog. Ich scheine, mich auf einem absolut zuverlässigen medizinischen Selbsterfahrungskurs zu befinden. Die Auswirkungen auf die Psyche sind enorm. Die selbstlose Unterstützung durch meine Frau, das Tragen durch die Familie und der Zuspruch von Freunden tut gut. Fertig werden mit diesem Umstand ist und bleibt aber mein Business und das ist bei weitem nicht einfach.

Herzlich Peter

Donnerstag, 14. August 2008

Tränen der Freude

Es ist unglaublich wahrzunehmen, welche Auswirkungen diese emotionalen Prozesse auf den Alltag zeigen. Das Lernen, mit dem Stoma zu leben, es zu pflegen und sich langsam auch daran zu gewöhnen ist das Eine, die Bestrahlungen mit den noch ungewissen Nebenwirkungen und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung das Andere. Heute Morgen nun ruft mich mein Urologe an (ich konsultierte ihn wegen eines relativ hohen Kreatininwertes) und er teilt mir mit, dass der CEA-Wert (Tumormarker) bei 2.8 liegt, einem absolut normalen Wert. Ich wartete recht angespannt auf dieses Resultat. Es erschüttert emotional genauso, wie wenn es anders gewesen wäre. Ich freue mich riesig, atme wieder einmal tief durch und tanke neue Energie.

Ein Silberstreifen in der Gewitterfront?
Herzlich Peter

Freitag, 8. August 2008

Emotionen

Die letzten zehn Tage forderten mich und mein engsten Umfeld enorm heraus. Ich spüre eine bleierne Schwere verbunden mit Entspannung über das, was hinter mir liegt und Anspannung über das, was durch die Bestrahlung auf mich zukommen wird. Das schnelle Verlassen der Klinik nach der Operation war richtig, die Rehabilitation zuhause ist für mich wichtig. Ich stecke nun so in einer Art Krankheitsalltag (tägliche Bestrahlungstermine, Stomapflege, Müdigkeit) und will mich diesem Diktat nicht hingeben. Zu sehr interessieren mich meine Lieben, meine KollegInnen, meine Freunde und vor allem auch meine nächste Zukunft. So hoffe ich darauf, dass sich die mir eigene Energie zurückmeldet und ich die anstehenden Pendenzen aufarbeiten kann. Mein Leben ist zurzeit fragil.

Herzlich Peter

Dienstag, 5. August 2008

Achterbahn

Die letzte Woche war in emotionaler Hinsicht eine Mega-Achter-Bahn ohne Anfang und Ende. Das schlaucht! Die Erholungsphasen dazwischen haben sehr gut getan, die Kräfte halten sich in überschaubaren Grenzen. Mit dem Stoma ist es so eine Sache. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen.

Nach allen Konsultationen mit meinen ärztlichen Freunden und den behandelnden Ärzten bahnte sich eine Entscheidung an, die die therapeutische Entwicklung für die nächsten Wochen/Monate bestimmen soll. Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, mich vorerst nur auf eine Strahlentherapie einzulassen. Dieser wurde gestützt, wenn auch nicht von allen. Es sind insgesamt 30 Interventionen mit 1.8 Gray (54 Gy total, womit die fehlende Chemotherapie teilweise kompensiert werden soll) vorgesehen. Der Beginn mit täglichen Bestrahlungen ist am 7. August 08. Ich werde über die Nebenwirkungen wieder berichten. Hinter dieser Massnahme kann ich vollumfänglich stehen. Eine zusätzliche Chemotherapie macht mir aufgrund der Kenntnisse über eine Antikörper-Resistenz (Erbitux) meinerseits schlicht und einfach Angst. Ich möchte keinesfalls wiederholen, was ich letztes Jahr erlebt habe.

Heute nun erhielt ich Bescheid, dass der CEA-Wert (Tumormarker) von über 60 Punkten auf 16 runter gefallen ist. Das freut mich enorm, heisst es doch, dass wohl definitiv keine Metastase vorhanden ist. Es scheint sich tatsächlich um ein Lokalrezidiv zu handeln. Die Bestrahlung macht Sinn, die Entscheidung erachte ich heute als richtig. Im Moment versuche ich, die Achterbahn zu stoppen.

Herzlich Peter