Freitag, 26. September 2008

Herbst

Die vergangene Woche hatte es in sich. Nach dem Ende der Bestrahlungen verspürte ich eine sehr starke Müdigkeit, fast eine Erschöpfung. So dümpelte die Woche recht und schlecht vor sich hin und meine Energiequelle machte Ferien. Nun scheint sie jedoch zurückzukehren. Seit zwei Tagen fühle ich mich bedeutend besser und spüre auch wieder jenes „feu sacré“, das ich kenne und das mir auch Spass macht. Meine Frau und ich freuen uns auf eine weitere Woche der Entspannung in einem Wellnesshotel. Ich hoffe, anfangs Oktober wieder voll einsatzfähig zu sein. Für die Einordnung meines psychischen Befindens brauche ich wohl noch ein wenig Zeit. Zu wirr sind die Gedanken, zu heftig die Auswirkungen der Therapie und zu ungewiss die Entwicklung. Doch nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass nicht auch im Herbst Frühling sein kann.

Herzlich Peter

Montag, 15. September 2008

Entspannung

Das vergangene Wochenende war draussen so wie angekündigt: nass, kalt, grau und unfreundlich. Farben und Wärme innen zu setzen, das war mein Ziel. Die Schmerztherapie mittels guten Plans hat gegriffen und verhalf sehr zur Entspannung. Das Kaminfeuer brannte übers ganze Wochenende und die Stimmung war grundsätzlich sehr wohlig, warm und herzlich. Ich atmete tief durch und genoss die fast schon fremd gewordene Atmosphäre.

Die Zuversicht steigt. Noch zwei Strahlensitzungen und dann sind die Bestrahlungen zu Ende. Ich erwarte danach eine Verbesserung meiner Befindlichkeit, die mich wieder zu mir zurückführt. Ich freue mich auf mehr Stabilität, auf mehr Ausgewogenheit und auf die Normalisierung der Darmtätigkeit, Stoma hin oder her.

Herzlich Peter

Samstag, 13. September 2008

Kaminfeuer

Das Kaminfeuer brannte, der Rest des Abends war zum Vergessen! Ab 16.00 Uhr begannen sich die mir bekannten Krämpfe in ihrer gewohnten Intensität zu melden und dauerten bis gegen 21.00 Uhr. Nichts half. Ein Entspannungsbad verschaffte ein wenig Linderung, mehr jedoch die fürsorglich-einfühlsame Betreuung durch Maria. Meine Enttäuschung war riesengross, die Moral am Boden. Die ganzen Fantasien und Erwartungen an diesen Abend verkrampften und verdampften. Diese Rückschläge sind fatal. Trotzdem lasse ich mich nicht klein kriegen. Wir therapieren nach wie vor objektiv kurativ und daran halte ich mich solange fest, bis ich aufgrund technisch-medizinischer Angaben eines Besseren belehrt werde.

Das vor uns liegende Wochenende verspricht draussen eine grau in grau Schattierung. Für mich heisst das: ich setze die Farben innen.

Herzlich Peter

Freitag, 12. September 2008

...und her.

Letzte Nacht weckten mich just um die Geisterstunde heftige Darmkrämpfe. Alle Medikamente schienen nichts zu nützen. So litt ich mit Maria zusammen krampfend vor mich hin. Zwei Stunden später dann entleerte sich mein Darm überraschend und füllte einen ganzen Beutel. Das wiederholte sich noch dreimal in der gleichen Nacht. Es war wie ein Erdrutsch und brachte unheimlich grosse Entspannung.

Noch gut erinnere ich mich an unsere kleinen Kinder, die uns voller Stolz mit einem ebenso vollen Hafen torkelnd entgegen wackelten um uns zu zeigen, was sie soeben geleistet haben. Wir haben sie dafür kräftig gelobt und sie erhielten eine Belohnung. Heute weiss ich, wie sehr man an der eigenen Scheisse Freude haben kann!

Patienten werden für das, was sie im Rahmen der medizinischen Versorgung erleiden und durchzustehen haben, seitens der Verantwortlichen viel zu wenig gelobt. Wäre das nicht ein Ansatz: Pro Tag nur einen Patienten wenigstens einmal für sein Engagement zu loben?

Ich freue mich auf ein entspanntes Wochenende am Kaminfeuer
Herzlich Peter

Donnerstag, 11. September 2008

...und hin...

Ich erlebte einmal mehr ein Wellental mit Tiefen, die ich eigentlich schon vor Jahresfrist kennen gelernt habe. Die Bauchschmerzen entwickelten sich hemmungslos und führten zu einer Blockade meines Lebens. Wir entschlossen uns zu einem CT. Dort allerdings erlitt ich eine Allergiereaktion, die eine Hektik auslöste. Ich weiss nun, dass ich mir eine Kontrastmittelunverträglichkeit eingehandelt habe, was Einfluss auf weitere Untersuchungen haben wird.

Als Resultat kam zum Vorschein:
- Reizblase (Folge der Bestrahlung);
- Entzündung des Dünndarms und des Dickdarms im Bestrahlungsbereich;
- Dickdarmverengung 8cm unterhalb des Stomas (Ursache unbekannt);
- Stau im linken Ureter (Abflussleitung der Niere), der demnächst mit einer Schiene behoben wird.

Ganz wichtig ist aber: es gab sonst keine weiteren Unklarheiten; weder Hinweise auf ein mögliches Tumorwachstum noch um eine Metastase oder sonst was Auffälliges! Und das ist die Meldung, die mich persönlich mit allen andern Unebenheiten versöhnt. Wir reden ja oft von schwierigen Patienten, jetzt glaube ich sogar, dass ich so einer bin! Die Bestrahlung werde ich, wenn immer möglich, bis zuletzt durchziehen. Die Spülungen verhalfen zur Entlastung, mit der Entzündung im unteren Darmbereich und der Reizblase lebe ich, solange die Bestrahlung aktiv ist und die Schiene für den Ureter ist bestellt.

Emotional durchlebe ich Höhen und Tiefen in freier Wahl. Zum einen könnte ich einfach grundlos losheulen und zum andern spüre ich totale Lebensenergie. Die allerdings wird durch die medizinisch bedingten Unebenheiten immer wieder gehemmt. Das wird aber anders werden und darauf freue ich mich.

Alles Liebe Peter

Montag, 8. September 2008

Hin und her...

…ist eine Abwechslung für ‚auf und ab’. Ich bin soeben wieder von einem dreitägigen Sonderurlaub im Krankenhaus nach Hause zurückgekehrt und erfreue mich wieder meiner eigenen Umgebung. Koprostase (totales Erliegen des Stuhltransports im Dickdarm) war der Grund! Es ging nichts mehr und ich krümmte mich des Nachts vor Schmerzen. Spülungen halfen nichts, die Situation wurde unerträglich. Mittels Schmerztherapie und weiteren Spülungen mit invasiveren Hilfsmitteln gelang eine partielle Entspannung. Wesentlich gebessert hat sich die Lage jedoch noch nicht. Ich werde alles daran setzen, um diese Entwicklung nicht zu chronifizieren. Wichtig ist zu wissen, dass man nicht weiss, woher das kommt. Der einzig nachvollziehbare Grund wäre jener der Bestrahlung. Darüber scheiden sich die Geister allerdings. Psychisch bin ich ausserhalb dieser Interruptionen fit. Ehrlich: ich könnte gut darauf verzichten!

Auf bessere Zeiten!
Herzlich Peter

Montag, 1. September 2008

Entlastung

Die Hochzeitsfeierlichkeiten entsprachen den Erwartungen. Es war ein sehr schönes Fest: wunderbares Wetter, viele Freunde und Verwandte, schöne Blumen und Kleider, froh gelaunte und glückliche Menschen! Mittels Medikation überstand ich den Tag sehr gut, legte mich zwischendurch mal schlafen und fand so zu einem für mich in jeder Hinsicht erträglichen Rhythmus.

In der drauf folgenden Nacht entspannte sich dann auch mein Darm durch eine massive Entleerung. Endlich wirkten die Spülungen und das tat unheimlich gut. So bin ich zurzeit auf der Suche nach einem zwischen Magen/Darm und mir erträglichen Modus vivendi. Dieser dürfte aber noch seine Weile beanspruchen. Die Zuversicht hat indes neue Nahrung erhalten. Ich finde wieder langsam zu mir zurück.

Herzlich Peter