Montag, 20. Dezember 2010

Stimme aus der Wüste

Die ersten zwei Wochen unseres längeren Erholungsaufenthaltes in Oman liegen bereits hinter uns. Sie waren wunderschön und wir wurden von lieben Freunden begleitet. Auch erhiehlt ich inzwischen eine Chemotherapie - womit ich nun diesbezüglich wüstenerprobt wäre. Gezogen wurde die Pumpe übrigens in einem Beduinenzelt mitten in den Wahiba Sands. Es hat funktioniert und ich habe alles sehr gut überstanden. Es geht mir hier in Oman hervorragend und Maria und ich geniessen die Tage nach Noten. Es ist wunderbar warm und unsere Omanischen Freunde sind total liebenswürdig zu uns. Am 18. Dezember, ich stand inmitten der Sultan Qaboos Moschee, teilt mir Beat, unser Sohn mit, dass wir zum zweiten Mal Grosseltern geworden sind: Nino, heisst der kleine Wicht. Wir freuen uns riesig und müssen uns noch bis zum 8. Januar mit Bildern begnügen.

Wir wünschen Euch von Herzen eine frohe Weihnachtszeit.
In herzlicher Verbundenheit Peter

Sonntag, 21. November 2010

Entspannung

Der PET-CT-Bericht zeigt eine deutliche Abnahme sowohl der Tumoraktivität (SUV) wie auch der Tumorgrösse. Die derzeitige Chemotherapie greift. Ich werde sie wenn immer möglich bis Ende Jahr (8 Zyklen) weiter führen. Allerdings erlebten wir in emotionaler Hinsicht einige Turbulenzen. Im ersten Bericht wurde neben der mehrheitlichen Abnahme bei einer Metastase eine deutliche Zunahme beschrieben. Dies hat uns sehr beschäftigt, heisst das doch, dass die Chemotherapie nur teilweise wirkt und ev. eine andere Art der Behandlung zu überlegen wäre (Avastin). Mein Onkologe wollte diese Aussage noch deutlicher verifiziert haben. Dabei wurde festgestellt, dass diese Aussage schlicht falsch war. Möglicherweise wurden in diesem Moment die alten Bilder und nicht die neuen beurteilt. Emotional hat uns die Geschichte jedoch einen herben Dämpfer gebracht. Heute sind wir total glücklich, dass diese Fehlbeurteilung korrigiert wurde. Die emotionale Schwankung jedoch hätte ich nicht wirklich gebraucht. Der Tumormarker sank von 278 auf 125. Maria und ich sind total glücklich über diese Entwicklung.

Herzlich Peter

Sonntag, 31. Oktober 2010

Wieder zurück

Die fünf Tage in New York waren in jeder Hinsicht ein Volltreffer. Zum Einen war es sehr schön, mit der Tochter und ihrem Partner zusammen sein zu können. Zum Andern erlebten wir unglaublich schöne und eindrückliche Momente. So sahen wir in der Met La Bohème von Puccini in einer Inszenierung von Zeffirelli. Für die Bühnenbilder applaudierten die Zuschauer zweimal! Tags darauf dann erlebten wir Anna Netrebko als Norina in Donizettis Don Pasquale. Der Jubel war riesengross! Die Tage flogen nur so dahin und wir wieder in die CH. Morgen ist die nächste Chemo angesagt. Bin ja gespannt, was der Tumormarker inzwischen gemacht hat.
Herzlich Peter

Dienstag, 26. Oktober 2010

New York

Ja, es ist so: in zwei Stunden starten Maria und ich nach New York zum Besuch unserer Tochter und ihrem Partner. Wir freuen uns riesig auf diesen Trip und auch darüber, unsere Lieben wieder zu sehen. Beide arbeiten für ihre Firmen ein halbes Jahr in New York und wohnen in Manhattan. Mir geht es ausgezeichnet, ich fühle mich sehr wohl und werde diesmal den Flug mit Sicherheit von Beginn weg geniessen. In froher Erwartung und bis bald
Peter

Dienstag, 19. Oktober 2010

Polar Bears

Nach den Grizzlies flogen wir über Winnipeg nach Churchill an die Hudson Bay, um die Ankunft der Eisbären vor dem grossen Fressen zu beobachten. Die Tundra zeichnet sich durch eine unwirklich erscheinende Einöde lebensfeindlichster Natur aus. Wasserläufe, Tümpel, Inselreich, niedrige Buschlandschaft verfärbt durch ein goldfeuerrotes Licht der tief stehenden Morgensonne. Die Schatten sind lang, das Wasser glitzert und das strahlende Weiss der Eisbären verleiht der Szenerie eine traumhafte Note wunderschönster Natur. Ein Erlebnis von allergrösster Schönheit! Die Bären haben Hunger, sie haben drei Monate nichts mehr gefressen. Sie warten auf das Treibeis, mit dem auch die Seelöwen mit ihren Jungen ankommen. Dann beginnt das grosse Fressen. Es war schlicht und ergreifend ein wunderbares Erlebnis. Ich bin froh und glücklich darüber, dass mir mein Kopf in Campell River einen vorzeitigen Abbruch der Reise unmöglich gemacht hat.

Im Moment hänge ich wieder an der Nadel. Allerdings beschäftigt mich der Absturz auf der Hinreise schon noch. Dem möchte ich noch nachgehen. Adäquate Medikation ist ein Dauerauftrag, der die Lebensqualität massgeblich beeinflusst. Dazu gehört die peinlich genaue Kontrolle des Patienten über das, was er erlebt und ihn ausmacht. In Kombination mit dem Arzt entstehen Wege und Entwicklungen, die weit mehr möglich machen, wie man gemeinhin denkt. Ich bin sehr froh über diese Erfahrung bei der Hinreise, auch wenn sie tief ging und wehtat. Aber es gab einen Weg aus dem Loch und den fanden wir, Maria und ich, und darauf bin ich echt stolz.

Herzlich Peter

Montag, 11. Oktober 2010

Bärenstarke Erlebnisse

Der Start zu dieser Reise stand unter keinem guten Stern. Am Montag liess ich noch den Pigtail (Schiene zur rechten Niere) mit Narkose wechseln. Dann allerdings ergaben sich medizinische Probleme, die mir keinen Regenerationsspielraum mehr gewährten, da die Reise am Dienstag begann. Der Flug war gut, doch ich war erschöpft und hatte erhebliche Schmerzen. Zudem entwickelte sich eine Unsicherheit, die mich stark irritierte. Nach der Landung in Vancouver und Campbell River waren die Unwegsamkeiten so stark, dass es zwangsweise zu einer psychischen Irritation führte. Der Nullpunkt war erreicht und Gedanken kamen hoch, die Reise hier abzubrechen und umzukehren. Der Begriff 'Umkehren' war für mich jedoch keine Option. So sassen wir im Hotelzimmer, ratlos und traurig. Nach einem längeren, intensiven und ausführlichen Gespräch und fachlich-medizinischer Rückfrage entschieden wir uns, die Reise fortzusetzen und modifizierten die Medikation (100 Mo-Pflaster, Fortecortin 1/-/-, Zofran 8 mg 1/-/1, Pantozol 1/-/-, in Reserve ein weiteres 25iger Pflaster). Dann kam die Wende. Es ging mir relativ rasch viel besser (Übelkeit war weg, Hunger spürte ich wieder, Stimmung hellte sich auf). Von nun ist die Reise das, was wir uns vorgestellt haben.

Wir beobachteten über 40 Grizzlies in freier Natur, alle Grössen und jedes Alter, beim Lachsfischen oder nur Herumtollen. Es entstanden bärenstarke Eindrücke unglaublicher Kraft, eine geballte Ladung von Energie. Tolle Bilder begleiten mich. Vor uns liegt nun noch eine Woche Polar Bears in Chrchill (Hudson Bay). Ich freue mich riesig darauf und fühle mich physisch wie auch psychisch top.

Herzlich Peter

Mittwoch, 29. September 2010

zweispältige Wochen

Die aktuelle Situation ist so, dass der CEA diesmal mehr oder weniger stabil geblieben ist (er sank ganz leicht von 345 auf 328). Die positive Botschaft ist, dass er nicht gestiegen ist. Ich bin wieder in Chemo und erlebe sie heute nicht sonderlich gut. Ich verbrachte den Tag mit heftiger Übelkeit und Erbrechen und habe mich erst im Verlaufe des Nachmittags erholt.

Die letzten Wochen waren geprägt von besonderen Formen von Abschied. Ich traf Freunde, von denen ich mich verabschiedete. Das waren heftige emotional, aber trotz allem sehr schöne Momente. Auch zog ich mich definitiv aus meiner Praxis zurück, was mir und den noch verbliebenen Klienten wirklich nicht leicht gefallen ist. Doch ist und bleibt dieser Schritt irreversibel. Die Kontinuität ist meinerseits nicht mehr gegeben und die Lokalitäten stehen mir auch nicht mehr zur Verfügung. In Salzburg beendete ich zusammen mit Elisabeth und Peter Reichenpfader den 13. interdisziplinären Lehrgang für Palliative Care. Es wird eine neue Leitung geben. Der Abschied war intensiv und der lang anhaltende herzliche Applaus berührend. Ob ich im neuen Lehrgang nochmals eine Rolle spiele, kann ich heute nicht sagen, ausgeschlossen ist es aber nicht.

Ich bewege mich wie in zwei Welten. Auf der einen Seite schliess ich ab, was abzuschliessen und zu beenden ist und nehme Abschied von dem, was mir lieb und teuer war. Das ist schmerzhaft, emotional aufwühlend und dennoch getragen von unheimlich viel Wärme, Liebe und Geborgenheit. Diesen bewussten Weg zu gehen ist nicht einfach, aber er tut gut. Auf der andern Seite plane ich 2011 und vereinbare Termine für Seminare, wie wenn nichts wäre. Ich gehe mal davon aus, dass die Chemotherapie mir ein neues Zeitfenster ermöglicht. Dies möchte ich leben und erleben, massvoll und nicht übertrieben.

Vor uns liegen nun einige ganz spannende Wochen. Freitag/Samstag bin ich Linz bei Freunden, Abschied ist das Thema. Am Dienstag dann fliegen wir für zwei Wochen nach Kanada. Zuerst nach Vancouver, um südlich davon die Braunbären beim Lachsfischen und die Grizzlys beim Beerenpflücken zu beobachten. Danach fliegen wir nach Winnipeg und dann nach Churchill, um die Eisbären in ihrem Element zu fotografieren. Wir sind dann Mitte Oktober wieder für die nächste Chemo zurück. Wir freuen uns riesig.

Donnerstag, 2. September 2010

Schmerzen und die Folgen

Schmerzen blockieren, hemmen, bremsen und können die Psyche abstürzen lassen. In der Regel verläuft dieser Prozess schleichend, aufbauend und nicht abrupt oder von Knall auf Fall. So erlebte ich meine Situation in den letzten Wochen. Auf meinem Bauch lag ein 10 Kilo Sack, Rücken und Hüfte schmerzten, der Atem ging schwerer. Ich war der Meinung (und dies nicht alleine), dass diese Signale schlechte Rauchzeichen sind. Maria stand während der ganzen Zeit felsenfest hinter mir. Ich denke, dass sie die einzige war, die noch an mich glaubte. Dann stellten mit zwei Ärzte förmlich wieder auf die Beine. Ich erhielt wichtige Informationen und relativierte die eigene Beurteilung. Zudem erhörten wir das Schmerzpflaster auf 75 und ergänzten sie mit unterstützenden Medikamenten. Und siehe da: ich bin wieder zurück. Zurzeit geht es mir wieder viel besser und ich bin auch in der Lage, mich wieder in meinen Alltag zu integrieren. Allerdings habe ich entschieden, den noch bescheidenen Anteil an Praxistätigkeit in der Schweiz gänzlich einzustellen. Dieser Schritt war nicht einfach, er musste aber sein.

Zudem beginne ich, mich von Menschen zu verabschieden, die mir sehr am Herzen liegen. Früher dachte ich an ein Abschiedsfest. Das ist heute kein Thema mehr. Nicht zuletzt auch deshalb nicht, weil die Individualität in der Menge verloren geht. Ich möchte die Individualität spüren, sie noch einmal erleben und gänzlich für mich alleine wahrnehmen. Zwei dieser Reisen musste ich absagen, weil reisen schlicht nicht möglich war. Eine Dritte hingegen konnte ich durchführen. Es war gut so, schön und herzlich. Es tat weh und machte traurig. Auch wenn ich noch länger leben werde, wovon ich heute total überzeugt bin, so möchte ich in den nächsten Monaten diese Philosophie aufrecht halten.

Heute beendete ich den nächsten Zyklus der Chemotherapie. Der Tumormarker verlor im Gegensatz zur Vormessung vor zwei Wochen rund 30 Punkte und liegt nun bei 431 (kommt mir vor wie an der Börse!). Ich hoffe auf die Wirkung der Chemotherapie und bin auch überzeugt davon. Mein Herbstprogramm steht und werde es sorgfältig zu realisieren versuchen. Ich ahne, dass mein Zeitfenster grösser ist, wie ich befürchte. Ich freue mich auf alle Begegnungen.

Herzlich Peter

Montag, 23. August 2010

Medizinische Ausgangslage

Die Bestrahlungen der Implantationsmetastase sind abgeschlossen. Über die Effizienz wird das nächste PET-CT im Oktober Auskunft geben. Jedenfalls hat die Metastase nach jeder Bestrahlung heftig rebelliert. Das zeigte sich durch eine starke Zunahme der Schmerzen. Gleichzeitig nun habe ich mit der ersten Chemotherapie begonnen. Da sich Bestrahlungen und Chemotherapie parallel nicht eignen, haben wir uns für die erste Chemo auf eine Teildosis geeinigt. Das ging einigermassen. Es ist aber deutlich spürbar, dass die Chemotherapie Spuren hinterlässt und die nächste Zeit von mir doch einiges abverlangen wird. Überraschenderweise lag der Tumormarker (CEA) bei 456, einer Höhe, die ich genau so erwartet habe. Es wird sich nun zeigen, wie er sich in Zukunft verhalten und welche Auswirkungen die Therapie auf ihn haben wird.
Herzlich Peter

Dienstag, 10. August 2010

Wieder zurück

Die Woche Unterbruch in Oman war herrlich, das Wetter bis 43.5 Grad und die einheimische Hochzeit speziell. Als wir beim Brauthaus ankamen, sassen rund 500 Männer und Knaben auf Kartons am Boden vor dem Haus. Ein Lastwagen (mit nochmals mindestens 20 Männer auf der Brücke) brachten Töpfe für die Verpflegung. Dann assen alle und nach rund zwei Stunden war der Platz wieder leer. Frauen trafen sich im Brauthaus. Ich selber habe die Braut an diesem Abend nicht zu Gesicht bekommen. Kurz vor Mitternacht wurde sie dann, einer Tradition folgend, entführt und vom Bräutigam zurückgeholt.

Anderntags aber kamen wie am Vortag während des ganzen Tages Frauen und Mädchen zur Gratulation. Nun sah auch ich Amna. Sie war in ein traditionelles Omankleid (Tracht) gekleidet und ihre Hände und Füsse reichhaltigst mit Henna verziert. Ihre Schwestern und Schwägerinnen trugen im Hause farbenfrohe Kleider, ausser Haus die Abaja. Maria und ich kleideten uns ebenfalls im Omani-Look. Ich verfüge jetzt auch über eine Dishdasha (weisses Kleid) mit Kumah (runder Hut) und Muzzar (Tuch). Maria sah in der Kandourah (farbiges Kleid unter der Abaja traumhaft aus. Es war eine einfache, schlichte, den finanziellen Möglichkeiten der Familie angepasste Hochzeit. Danach entspannten wir uns noch drei Tage in Maskat und suchten ein Haus, in dem wir während des kommenden Dezembers wiederum für fünf Wochen mit Familie und Freunden verweilen können.

Zurück in der Schweiz unterordnen wir uns wieder unserer Aktualität. Die Bestrahlungspause ist aufgehoben und die brach liegen gebliebenen Arbeiten werden wieder reaktiviert. So hat uns der Schweizer Alltag wieder. Auch liegt die Rohfassung des Gedenkfilms vor. Unsere Arbeit besteht nun darin, ihm den letzten Schliff zu verpassen. Ich hoffe sehr, dass ich das Herbstprogramm wie geplant umsetzen kann.

Herzlich Peter

Sonntag, 25. Juli 2010

Neue Standortbestimmung

Die letzte Woche war inhaltlich recht heftig, vor allem in emotionaler Hinsicht. Für meine Gedenkfeier sind alle Interviews und Filmaufnahmen im Kasten. Kommende Woche geht es noch um den Schnitt und den Feinschliff. Danach können wir dieses Projekt getrost zur Seite legen und uns wieder alltäglicherem widmen. Wir haben festgestellt, dass diese Ankündigung (inhaltliche Organisation der Gedenkfeier) offenbar bei vielen einiges ausgelöst hat. Ist es wirklich so abwegig, die eigene Gedenkfeier zu organisieren, wenn die Wahrscheinlichkeit des Todes gemäss gesundheitlicher Entwicklung früher oder später eintrifft? Für Maria und die Familie ist damit eine grosse Belastung weg. Die vielen Gespräche zwischen Maria und mir haben uns emotional aufgewühlt. Sie haben aber auch etwas total Befreiendes in sich. Ich möchte der Losung, der eigenen Wirklichkeit in die Augen zu schauen und das Beste daraus zu machen, auch was mich persönlich betrifft nachleben. Und genau das haben wir getan. Ich bin froh darum, immer in der Hoffnung, nicht gleich Morgen oder Übermorgen sterben zu müssen. Dazu geht es mir übrigens noch viel zu gut.

Am Dienstag besprach ich mich mit dem Radio-Onkologen. Wir haben entschieden, die mich sehr störende und schmerzhafte Metastase in der Bauchwand zu bestrahlen und beginnen am kommenden Mittwoch damit. 10 Bestrahlungseinheiten sind vorgesehen. Diese werden allerdings durch eine einwöchige Reise von in den Oman unterbrochen. Wir werden an der Hochzeit der ältesten Tochter unserer befreundeten Dattelbauernfamilie im Landesinnern teilnehmen. Wir freuen uns über dieses kulturell für uns einmalige Ereignis sehr. Natürlich werden wir dem jungen Ehepaar (sie heiratet ihren Cousin) etwas typisch Schweizerisches mitbringen!

Am Mittwoch dann folgte das Gespräch mit dem Onkologen. Der PET-CT-Bericht liegt vor und zeigt keine wesentliche Verschlechterung. Auch liegt der CEA ziemlich unverändert bei 267 Punkten. So entschlossen wir uns, nach Beendigung der Bestrahlung mit einer erneuten Chemotherapie zu starten. Dies dürfte ab Mitte August der Fall sein und sich bis anfangs Dezember hinziehen. Geplant sind zwei/drei Gaben Folfiri und danach allenfalls mit Avastin ergänzt. Vielleicht lassen sich dadurch auch die teils heftigen Schmerzen im unteren Rückenbereich mildern. Die Medikamente helfen nur bedingt. Ich fühle mich zum Sterben zu gesund und ich will auch noch nicht sterben. Deshalb habe ich den Herbst mit den möglichen Seminaren geplant und hoffe sehr, diese auch umsetzen zu können. Und wenn nicht, dann ist ja alles andere eh schon vorbereitet. So sehe ich einer recht unbeschwerten Zeit entgegen.

Marias Knöchel hat sich inzwischen auch wieder erholt. Wohl humpelt sich noch ein wenig und verspürt auch Schmerzen, trotzdem ist sie frohen Mutes und wir freuen uns auf die bevorstehende Reise in den Oman.
Alles Liebe Peter

Donnerstag, 15. Juli 2010

Verbesserungen

Ich befinde mich nach wie vor auf der Strasse der Rehabilitation, die eher einem Bergweg wie einer Autobahn gleicht. Doch sind die täglichen Verbesserungen deutlich spürbar. Allerdings machte mir die Hitze der vergangenen Tage doch recht zu schaffen. Dennoch begann ich wieder mit meinen Waldläufen. Wohl mag ich die kleinste Runde gehen, beisse aber tüchtig dabei. Das tägliche Training hilft rehabilitieren.
Gemäss Chirurg ist es so, dass dieser erneute operierte Ileus deutlich gezeigt hat, dass eine weitere Operation nicht mehr möglich ist. Damit verengt sich mein Lebensspielraum deutlich. Zurzeit arbeiten Maria und ich an den Inhalten für eine Gedenkfeier für mich. Diese Arbeit fordert heraus und lässt den Emotionen freien Lauf. Von der ursprünglichen Idee des Abschiedsfestes sind wir aus Gründen der Praktikabilität wieder abgerückt. So soll es nach meinem Tod eine Gedenkfeier geben, die ich allerdings inhaltlich gerne mitgestalten möchte. Daran arbeiten wir und sind froh, diesen letzten Akt in meinem Leben nicht einfach dem Zufall zu überlassen.
Herzlich Peter

Mittwoch, 30. Juni 2010

Die Tage ziehen ins Land

Es ist wunderschönes Wetter und ich geniesse mit Maria zusammen unsern Garten. Die Rehabilitation lässt sich Zeit, doch geht es wirklich Tag für Tag etwas besser. Zurzeit spüre ich relativ heftige Kreuzschmerzen, die mich in meiner Stimmung erheblich dämpfen. Trotzdem versuche ich, an meinen verschiedenen Projekten zu arbeiten, was allerdings nicht ganz einfach ist.

Die vielen Mails aus aller Welt freuen mich riesig und geben unheimlich Kraft. Vielen herzlichen Dank dafür. Ich hoffe, Ihr versteht es, wenn ich nicht jedes Mail einzeln beantworten kann. Aber ich freue mich sehr darüber und lese sie immer wieder.
Herzlich Peter

Donnerstag, 24. Juni 2010

Bilanz der ersten Erfahrungen

Nach Hause zu gehen war die einzig vernünftige Entscheidung. Die gewohnte Umgebung gibt Geborgenheit und vermittelt Zuversicht. Beides tut unheimlich gut. Die subdepressive Stimmung hat sich aufgehoben und ich erfreue mich am Alltagsleben. Allerdings verspüre ich schon noch eine sehr starke Müdigkeit, mag kaum Aufstehen oder Schritte gehen, ohne mich gleich wieder hinzusetzen. Die Blutwerte sind gut. Es braucht nun einfach Zeit. Die täglichen Fortschritte sind wahrnehmbar, wenn auch erst in kleinen Schritten.

Die Zusprüche im Blog, die vielen Mails, Anrufe oder SMS tun unheimlich gut. Sie alle zu beantworten ist schlicht nicht möglich. So möchte ich auf diesem Weg ganz herzlich für jedes Zeichen der Verbundenheit danken. Ich denke, ich habe nochmals eine Kurve kurz vor Exitus gekratzt, wie man so zu sagen pflegt. Nun hoffe ich sehr auf weitere Fortschritte und melde mich gerne wieder. Herzlich Peter

Samstag, 19. Juni 2010

Heimweh aufgehoben

Seit gestern Nachmittag sind wir wieder zu Hause.Die Rückkehr hat ihm einen kräftigen Schub Energie verliehen.Er geniesst den Garten, das Wohnzimmer und das Kaminfeuer.Für und Beide beginnt ein neuer Abschnitt. Wir freuen uns sehr.
Liebe Grüsse Maria

Donnerstag, 17. Juni 2010

Seelische Schmerzen

Ein nochmaliger Eingriff(PEG-Sonde legen)hat Peter ans Ende seiner Kräfte gebracht.Er mag nicht mehr und will einfach nur heim.Wann das sein wird wird heute noch genau geprüft.
Liebe Grüsse Maria

Montag, 14. Juni 2010

Systemänderung

Um 10 Uhr wurde Peter in der Wachsaal verlegt. Ziel war die Ablösung des in den Rücken eingelegten Schmerzkatheters zu Gunsten eines Schmerzpflasters.Die Umstellung war verbunden mit vielen Schmerzen.Ein schwieriger aber letztendlich geglückter Tag.Durch die vielen Morfin Medikamente ist Peter noch einwenig durcheinander, aber das wird sich wohl auch wieder ändern.
Liebe Grüsse Maria

Samstag, 12. Juni 2010

Erschöpft

Peter geht es einwenig besser.Er ist viel müde und erschöpft. Die geringste Anstrengung braucht enorm Energie.Sein Körper braucht viel Zeit um wieder einigermassen zu Kräften zu kommen.Wir geben ihm diese Zeit von Herzen gerne.
Liebe Grüsse Maria

Freitag, 11. Juni 2010

Schmerzrückfall

Der Morgen war so vielversprechend, doch ganz heftige Bauschmerzen nahmen Peter am Nachmittag alle Energie.Die Medikation wurde erhöht und die Nacht war ganz o.k.Peter ist ruhig, müde und erschöpft aber bis jetzt wieder schmerzfrei.
Liebe Grüsse Maria

Donnerstag, 10. Juni 2010

Freudentränen

Seit heute morgen fördert der Darm Flüssigkeit.Es ist unglaublich, was für Selbstverständlichkeiten plötzlich so viel Erleichterung auslösen können.Das tut gut und für heute Moren freuen wir uns einfach einmal.
Liebe Grüsse Maria

Mittwoch, 9. Juni 2010

Warten

Peters Zustand ist fast unverändert.Der Darm nicht aktiv und er enttäuscht.
Liebe Grüsse Maria

Dienstag, 8. Juni 2010

Geduld

Die erneuten Versuche und Untersuchungen, um Peter zu helfen erschöpfen ihn. Doch es ist heilsam zu sehen, dass im Spital, in seinem Umfeld und einfach überall das Beste gegeben wird.Heute hatten wir eine gute Nacht mit keinen medizinischen Pannen. Es keimt wieder Hoffnung.
Liebe Grüsse Maria

Montag, 7. Juni 2010

Montag,7. Juni

Der erneute OP hat nichts gebracht. Der Darm arbeitet nicht. Sie versuchen ihn mit Medis zu aktivieren, aber niemand kann mir sagen, ob sie wirken oder nicht. Peter ist schwach und ganz schwer krank.
Traurige Grüsse Maria

Samstag, 5. Juni 2010

Nochmals operieren

Peter hatte zunehmend wieder sehr heftige Bauchschmerzen und Fieber. Nach einem CT wurde abermals operiert. Kein Illeus und auch keine undichte Stelle - aber enorm geblähte Därme war der Grund.Warum der Darm nicht arbeitet weiss niemand.Trotzdem bin ich im Moment erleichtert ab dieser Diagnose.
Liebe Grüsse Maria

Freitag, 4. Juni 2010

3. Tag

Peter geht es den Umständen entsprechend recht. Die vielen Auf und Ab machen ihm zu schaffen und Geduld war noch nie sein Hobby.
Liebe Grüsse Maria

Donnerstag, 3. Juni 2010

Am Tag nach der Operation

Die Operation ist gut verlaufen und Peter geht es recht. Er ist sehr müde und schwach und schläft viel.Er hat mich beauftragt in den Blog folgendes zu schreiben: "Ich komm schon wieder"!
Liebe Grüsse Maria

Operation

Seit dem letzten Blogeintrag ging es Peter chronisch schlechter.Die Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Passagestörung im Dickdarm vorliegt, die nun behoben wird.Die OP ist auf Mittwoch 24 Uhr angesetzt. Wir hoffen
Liebe Grüsse Maria

Montag, 31. Mai 2010

Chemo hängt an

Nach der letzten Gabe vor zwei Wochen erlebte ich eine durchzogene Zeit mit heftigen Schmerzen und einem psychisch gravierenden Einbruch über Pfingsten. Es begann mit massiven Bauchschmerzen, die mir den Trigger des Ileus (Darmverschluss) aktivierten. Danach war ich im freien Fall, umsorgt von Maria, der es nicht wesentlich besser ging. Dank liebevoller Pflege und der Sorgfalt meines Hausarztes gelang mir wieder eine stabilere Fluglage. Im Moment fühle ich mich wieder recht gut und werde morgen Dienstag die nächste Chemo erhalten. Die Dünnhäutigkeit macht mir zu schaffen, doch bleibe ich unbeirrt auf meinem Weg. Ich bin froh um die Gewissheit, dass viele Menschen mir die Daumen halten. Ich denke ich brauch’s.
Herzlich Peter

Mittwoch, 5. Mai 2010

Erste Chemo ist hinter mir

Die Prozedur ist bekannt: hingehen, hinlegen, Blut abnehmen, Port anstechen, Mittel spritzen gegen Übelkeit, Chemo anhängen, zwei bis drei Stunden liegen bleiben, aufstehen und mit Pumpe am Körper heimgehen. Ich bin guter Dinge und es geht mir auch recht gut. Allerdings spürte ich doch eine stärkere Übelkeit und Müdigkeit wie ich es in Erinnerung hatte. Der Tumormarker (CEA-Wert) liegt zurzeit bei 777, was doch recht hoch ist. Er verunsichert mich allerdings nicht. Mein Allgemeinzustand entspricht nicht diesem Wert. Ich bin besser dran und fühle mich auch entsprechend. So fahre ich auf meinem Weg weiter.
Herzlich Peter

Sonntag, 25. April 2010

neue Ausgangslage

Nach einer langen Zeit, in der es mir sehr gut ging, beginnt sich das Blatt nun langsam wieder zu wenden. Schon auf unserer Ferienreise durch Namibia spürte ich heftige Schmerzen in der rechten Bauchseite. Da ich genügend Schmerzmittel bei mir hatte, konnten diese Schmerzen einigermassen kontrolliert werden. Das PET-CT, das kurz nach unserer Ankunft vorgezogen wurde, ergab folgende Beurteilung:
Lokale Progredienz der Bauchwandmetastase im rechten Unterbauch an der ehemaligen Drainstelle und paramedian rechts ebenfalls im Unterbauch in der Rectusmuskulatur, Progredienz mehrerer speichernder und verkalkter Lymphknotenmetastasen neben dem Psoas rechts und zusätzlich präsacral links in einer zunehmenden und speichernden Weichteilmasse im Iliopsoas und im spatium rectovesicale. Zwei gegenüber Februar 2010 neu aufgetretene Lungenrundherde rechts posterobasal und links im superioren Unterlappensegment mit Verdacht auf Metastasierung, unspezifisch im kurzen Verlauf mittels CT zu beurteilen.

Somit ist klar, dass ich bald möglichst mit einer nächsten Runde Chemotherapie beginne. Vereinbart ist der Start der Therapie auf anfangs Mai. Da ich die letzte Chemotherapie gut ertragen habe ist anzunehmen, dass ich auch diesmal wieder recht ordentlich über die Runden kommen werde. Ich will auf jeden Fall mein Fortbildungs- und Referatsprogramm nicht einschränken und werde sehen, wie sich die Philosophie „Das Eine tun und Das andere nicht zu lassen!“ bewährt.

Der Bericht ist nicht so schlecht ausgefallen, wie allgemein befürchtet wurde. Diese Auf- und Abbewegungen der Emotionen sind aber trotzdem heftig. Ich freue mich derzeit über meinen Zustand und kann mit den Schmerzen recht gut umgehen.

Sonntag, 14. Februar 2010

Marschhalt

Am Freitag erfolgte die Besprechung des neusten PET CT. Es zeigt keine Vergrösserung der Tumormasse. Hingegen wurde eine erhöhte Speicheraktivität gemessen. Das heisst, dass die Chemotherapie recht gut gewirkt hat, sich der Tumor möglicherweise langsam erholt und erneut aktiv werden wird. Zudem ist ein leichter Stau im rechten Ureter (Harnleiter) erkennbar. Die linke Niere ist geschrumpft, die rechte Niere voll aktiv.

Als Prozedere wurde festgelegt, dass ein weiteres PET CT in drei Monaten erfolgen soll. Es macht wenig Sinn, erhöhte Werte zu therapieren. Der rechten Niere hingegen soll mit hoher Sorgfalt begegnet werden. Vielleicht wird nächste Woche (nach dem Gespräch mit dem Urologen) ein Stent in den Ureter eingelegt.

Der Bericht und die Diskussionen darüber haben mich wieder etwas stabilisieren lassen. Als ich am Dienstag im Vorraum zum PET CT lag, überkam mich ein total fahles Gefühl, das mich in Nullzeit traurig werden liess. Ich erlebte nun drei herrliche Monate und fühle mich kräftig, wie schon lange nicht mehr. Plötzlich erfuhr ich eine abgrundtiefe Verunsicherung. "Wenn alles nur Schein war?" Am liebsten hätte ich fliehen wollen. Das Wissen um die tiefe Sorge meiner engsten Umgebung half mir durch dieses Nadelöhr. Mit der jetzigen Ausgangslage kann ich leben, wohl wissend, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit der nächste Bericht schlechter sein und eine weitere Chemotherapie anstehen wird.

Aber die drei Monate, die jetzt vor mir liegen, will ich nutzen. Mein Motto dazu: Wende Dein Antlitz der Sonne entgegen, dann fallen die Schatten hinter Dich!

Herzlich Peter

Montag, 1. Februar 2010

Geburtstag

Gestern war für mich ein ganz besonderer Tag. Vor einem Jahr sang mir das Team der Intensivstation das Geburtstagslied. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser denkwürdige Tag wiederholen würde, hing an einem seidenen Faden. Da sieht man wohl wieder einmal, wie stark doch Seide ist!

Diesen Geburtstag erlebte ich in verschiedenen Etappen. Von Mitternacht bis 04.00 Uhr tanzten Maria und ich am 60. Wiener Ärzteball. Danach ging’s für drei Stunden zum Schlafen ins Hotel zurück, dann zum Flughafen und nach Hause. Am Nachmittag kamen Besuche bis in den Abend hinein. Es war einfach speziell und wunderschön. Der Appetit auf mehr ist unbestritten!

Herzlich Peter

Sonntag, 10. Januar 2010

Erinnerung

Es war vor einem Jahr, als ….
Sorgfältig lesen wir die Einträge im Blog und die persönlichen Aufzeichnungen von Maria, so wie sie vor einem Jahr entstanden sind. Wir reden viel miteinander und spüren eine grosse Betroffenheit. Vieles kam zum Glück so anders, wie vorhergesagt. Wir möchten diese erlebte Zeit mit ihren vielen schönen und emotionalen Begegnungen nicht missen. Wir sind dankbar für das, was heute ist und leben unser Leben so, wie es uns möglich ist. Wir werden das vor uns liegende Jahr auskosten, die Grenzen der Möglichkeiten ausloten und leben.
Herzlich Peter