Montag, 17. November 2008

Ende der zweiten Runde

Der längere Unterbruch hat damit zu tun, dass ich wieder im ordentlichen oder normalen Leben Tritt gefasst habe. Die Kuschelwoche Ende September hat unglaublich gut getan und war Abschluss wie Neubeginn. Seit anfangs Oktober absolviere ich wieder mein normales Arbeitsprogramm. Letzte Woche nun wurde das Stoma zurück verlegt, was mir ein normalisiertes Lebensgefühl zurückgebracht hat. In diesem Zusammenhang wurde auch der Tumormarker gemessen. Er liegt zurzeit bei 7.6. Das ist äusserst erfreulich und bestätigt, dass es sich offensichtlich doch ‚nur’ um ein Lokalrezidiv gehandelt haben muss – aber wer weiss schon! Mit dieser Unsicherheit werde ich die nächste Zeit leben müssen. Sie beunruhigt mich nicht wirklich. Es ist so, wie es ist. Carpe diem ist und bleibt mein Lebensmotto, egal wie lange mein Leben noch dauern wird. In zwei Wochen werden meine Frau und ich für den Rest dieses Jahres den verpassten Sommer an der Wärme nachholen. Ich freue mich riesig darauf. Euch allen wünsche ich frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Mögen sich Eure Wünsche erfüllen!

Carpe diem
Peter

Freitag, 26. September 2008

Herbst

Die vergangene Woche hatte es in sich. Nach dem Ende der Bestrahlungen verspürte ich eine sehr starke Müdigkeit, fast eine Erschöpfung. So dümpelte die Woche recht und schlecht vor sich hin und meine Energiequelle machte Ferien. Nun scheint sie jedoch zurückzukehren. Seit zwei Tagen fühle ich mich bedeutend besser und spüre auch wieder jenes „feu sacré“, das ich kenne und das mir auch Spass macht. Meine Frau und ich freuen uns auf eine weitere Woche der Entspannung in einem Wellnesshotel. Ich hoffe, anfangs Oktober wieder voll einsatzfähig zu sein. Für die Einordnung meines psychischen Befindens brauche ich wohl noch ein wenig Zeit. Zu wirr sind die Gedanken, zu heftig die Auswirkungen der Therapie und zu ungewiss die Entwicklung. Doch nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass nicht auch im Herbst Frühling sein kann.

Herzlich Peter

Montag, 15. September 2008

Entspannung

Das vergangene Wochenende war draussen so wie angekündigt: nass, kalt, grau und unfreundlich. Farben und Wärme innen zu setzen, das war mein Ziel. Die Schmerztherapie mittels guten Plans hat gegriffen und verhalf sehr zur Entspannung. Das Kaminfeuer brannte übers ganze Wochenende und die Stimmung war grundsätzlich sehr wohlig, warm und herzlich. Ich atmete tief durch und genoss die fast schon fremd gewordene Atmosphäre.

Die Zuversicht steigt. Noch zwei Strahlensitzungen und dann sind die Bestrahlungen zu Ende. Ich erwarte danach eine Verbesserung meiner Befindlichkeit, die mich wieder zu mir zurückführt. Ich freue mich auf mehr Stabilität, auf mehr Ausgewogenheit und auf die Normalisierung der Darmtätigkeit, Stoma hin oder her.

Herzlich Peter

Samstag, 13. September 2008

Kaminfeuer

Das Kaminfeuer brannte, der Rest des Abends war zum Vergessen! Ab 16.00 Uhr begannen sich die mir bekannten Krämpfe in ihrer gewohnten Intensität zu melden und dauerten bis gegen 21.00 Uhr. Nichts half. Ein Entspannungsbad verschaffte ein wenig Linderung, mehr jedoch die fürsorglich-einfühlsame Betreuung durch Maria. Meine Enttäuschung war riesengross, die Moral am Boden. Die ganzen Fantasien und Erwartungen an diesen Abend verkrampften und verdampften. Diese Rückschläge sind fatal. Trotzdem lasse ich mich nicht klein kriegen. Wir therapieren nach wie vor objektiv kurativ und daran halte ich mich solange fest, bis ich aufgrund technisch-medizinischer Angaben eines Besseren belehrt werde.

Das vor uns liegende Wochenende verspricht draussen eine grau in grau Schattierung. Für mich heisst das: ich setze die Farben innen.

Herzlich Peter

Freitag, 12. September 2008

...und her.

Letzte Nacht weckten mich just um die Geisterstunde heftige Darmkrämpfe. Alle Medikamente schienen nichts zu nützen. So litt ich mit Maria zusammen krampfend vor mich hin. Zwei Stunden später dann entleerte sich mein Darm überraschend und füllte einen ganzen Beutel. Das wiederholte sich noch dreimal in der gleichen Nacht. Es war wie ein Erdrutsch und brachte unheimlich grosse Entspannung.

Noch gut erinnere ich mich an unsere kleinen Kinder, die uns voller Stolz mit einem ebenso vollen Hafen torkelnd entgegen wackelten um uns zu zeigen, was sie soeben geleistet haben. Wir haben sie dafür kräftig gelobt und sie erhielten eine Belohnung. Heute weiss ich, wie sehr man an der eigenen Scheisse Freude haben kann!

Patienten werden für das, was sie im Rahmen der medizinischen Versorgung erleiden und durchzustehen haben, seitens der Verantwortlichen viel zu wenig gelobt. Wäre das nicht ein Ansatz: Pro Tag nur einen Patienten wenigstens einmal für sein Engagement zu loben?

Ich freue mich auf ein entspanntes Wochenende am Kaminfeuer
Herzlich Peter

Donnerstag, 11. September 2008

...und hin...

Ich erlebte einmal mehr ein Wellental mit Tiefen, die ich eigentlich schon vor Jahresfrist kennen gelernt habe. Die Bauchschmerzen entwickelten sich hemmungslos und führten zu einer Blockade meines Lebens. Wir entschlossen uns zu einem CT. Dort allerdings erlitt ich eine Allergiereaktion, die eine Hektik auslöste. Ich weiss nun, dass ich mir eine Kontrastmittelunverträglichkeit eingehandelt habe, was Einfluss auf weitere Untersuchungen haben wird.

Als Resultat kam zum Vorschein:
- Reizblase (Folge der Bestrahlung);
- Entzündung des Dünndarms und des Dickdarms im Bestrahlungsbereich;
- Dickdarmverengung 8cm unterhalb des Stomas (Ursache unbekannt);
- Stau im linken Ureter (Abflussleitung der Niere), der demnächst mit einer Schiene behoben wird.

Ganz wichtig ist aber: es gab sonst keine weiteren Unklarheiten; weder Hinweise auf ein mögliches Tumorwachstum noch um eine Metastase oder sonst was Auffälliges! Und das ist die Meldung, die mich persönlich mit allen andern Unebenheiten versöhnt. Wir reden ja oft von schwierigen Patienten, jetzt glaube ich sogar, dass ich so einer bin! Die Bestrahlung werde ich, wenn immer möglich, bis zuletzt durchziehen. Die Spülungen verhalfen zur Entlastung, mit der Entzündung im unteren Darmbereich und der Reizblase lebe ich, solange die Bestrahlung aktiv ist und die Schiene für den Ureter ist bestellt.

Emotional durchlebe ich Höhen und Tiefen in freier Wahl. Zum einen könnte ich einfach grundlos losheulen und zum andern spüre ich totale Lebensenergie. Die allerdings wird durch die medizinisch bedingten Unebenheiten immer wieder gehemmt. Das wird aber anders werden und darauf freue ich mich.

Alles Liebe Peter

Montag, 8. September 2008

Hin und her...

…ist eine Abwechslung für ‚auf und ab’. Ich bin soeben wieder von einem dreitägigen Sonderurlaub im Krankenhaus nach Hause zurückgekehrt und erfreue mich wieder meiner eigenen Umgebung. Koprostase (totales Erliegen des Stuhltransports im Dickdarm) war der Grund! Es ging nichts mehr und ich krümmte mich des Nachts vor Schmerzen. Spülungen halfen nichts, die Situation wurde unerträglich. Mittels Schmerztherapie und weiteren Spülungen mit invasiveren Hilfsmitteln gelang eine partielle Entspannung. Wesentlich gebessert hat sich die Lage jedoch noch nicht. Ich werde alles daran setzen, um diese Entwicklung nicht zu chronifizieren. Wichtig ist zu wissen, dass man nicht weiss, woher das kommt. Der einzig nachvollziehbare Grund wäre jener der Bestrahlung. Darüber scheiden sich die Geister allerdings. Psychisch bin ich ausserhalb dieser Interruptionen fit. Ehrlich: ich könnte gut darauf verzichten!

Auf bessere Zeiten!
Herzlich Peter

Montag, 1. September 2008

Entlastung

Die Hochzeitsfeierlichkeiten entsprachen den Erwartungen. Es war ein sehr schönes Fest: wunderbares Wetter, viele Freunde und Verwandte, schöne Blumen und Kleider, froh gelaunte und glückliche Menschen! Mittels Medikation überstand ich den Tag sehr gut, legte mich zwischendurch mal schlafen und fand so zu einem für mich in jeder Hinsicht erträglichen Rhythmus.

In der drauf folgenden Nacht entspannte sich dann auch mein Darm durch eine massive Entleerung. Endlich wirkten die Spülungen und das tat unheimlich gut. So bin ich zurzeit auf der Suche nach einem zwischen Magen/Darm und mir erträglichen Modus vivendi. Dieser dürfte aber noch seine Weile beanspruchen. Die Zuversicht hat indes neue Nahrung erhalten. Ich finde wieder langsam zu mir zurück.

Herzlich Peter

Freitag, 29. August 2008

wieder zurück

Die vergangene Woche entsprach einmal mehr nicht den Erwartungen an ein ordentliches Leben. Nachdem sich die Magen-Darm-Krämpfe heftig entwickelten, erfolgte eine stationäre Abklärung. Diese ergab eine massive Obstipation (Verstopfung) bis in den Dünndarm hinein. Mittels Stomaspülung wurde versucht, dem Problem Herr zu werden. Eine zusätzliche Problematik scheint nicht vorhanden zu sein. Ich bin aber verunsichert. So einfach die Diagnose tönt, so wenig brachten bisher diese Spülungen. Wohl haben die Koliken nachgelassen, wesentlich verbessert hat sich meine Situation indes nicht. Auch wenn diese Runde mit dem CA nichts zu tun hat, so werden die psychischen Auswirkungen doch fadengerade auf dieses Konto gebucht. Das zermürbt, ermüdet und raubt Lebensqualität. Am schlimmsten empfinde ich die Unsicherheit, sie macht misstrauisch. Umgeben von qualifizierten Fachpersonen braucht es ganz viel selbstformulierte Überredungskunst, um nicht negativ denken zu beginnen.

Für den Moment jedoch freue ich mich auf die morgige Hochzeit meines Sohnes bei Prachtswetter und einem partnerschaftlichen Volltreffer. Dank Morphium werde ich ihn mit Sicherheit geniessen können.

Herzlich Peter

Montag, 25. August 2008

Mehr vom Gleichen

Im Moment habe ich schon das Gefühl, dass sich einiges gegen mich stellt. So erhielt ich von der Notärztin zur Behandlung des Hexenschusses Medikamente. Nach deren Anwendung stellten sich übers Wochenende Magen-Darm-Koliken ein, die mich recht arg in Mitleidenschaft zogen. So langsam beginne ich wieder Oberwasser zu erhalten.

Freitag, 22. August 2008

Stomasplitter 2

Die mechanische Seite der Stomapflege bereitet mir keinerlei Probleme mehr. Dies eigentlich schon knapp eine Woche, nachdem mir dieses Anhängsel verpasst wurde. Ich habe mich an die Gerüche gewöhnt, die Berührung des Darms und die Pflege sind sicher geworden und die Montage des Beutels sitzt. Nur mit den Geräuschen bleibt es so seine Sache. Im Vorzimmer der Radioonkologie knatterte es so hörbar, dass alle Anwesenden (4 Personen und ich) sofort zu mir blickend reagierten. Ich überlegte kurz, was tun: Wegschauen, auch blöd dreinschauen, keine Notiz nehmen oder mich outen. Ich entschied mich für die letztere Variante und erklärte kurz Sinn und Zweck der Knatterei. Drei Personen senkten ihren Blick Richtung Lesematerial und die Vierte sprach mich an: "Genau wie bei meinem Vater, der kriegte auch so ein Ding und war vom Tag an unausstehlich!" Ich war froh, wurde ich gerade in diesem Moment aufgerufen und verabschiedete mich von der Runde.

Letzte Nacht war eine besondere Nacht. Spätabends hat mir mein Chirurge noch per Mail mitgeteilt, dass die Rückverlagerung des Stomas erst im Januar nach erfolgter CEA-Kontrolle, einem CT und einer Sigmoidoskopie der Anastomose erfolgen soll. Fürs Erste wars ein Dämpfer, beim Nachdenken erkannte ich die Sorgfalt der Handhabung. Ich willigte unbewusst sofort ein. Nachts lag ich offensichtlich mit meinem Gewicht auf dem Stoma, was gegen 03.00 Uhr zu einem erneuten sehr unangenehmen Unfall führte. Duschen, Bett frisch anziehen usw. waren die Konsequenzen und alles drückte erheblich auf die Psyche. Ich verspürte diesmal keine Aggression, ich war traurig.

Am Vormittag dann ereilte mich noch ein Hexenschuss, der eine medizinische Notintervention (Spritze) nach sich zog. Ich scheine, mich auf einem absolut zuverlässigen medizinischen Selbsterfahrungskurs zu befinden. Die Auswirkungen auf die Psyche sind enorm. Die selbstlose Unterstützung durch meine Frau, das Tragen durch die Familie und der Zuspruch von Freunden tut gut. Fertig werden mit diesem Umstand ist und bleibt aber mein Business und das ist bei weitem nicht einfach.

Herzlich Peter

Donnerstag, 14. August 2008

Tränen der Freude

Es ist unglaublich wahrzunehmen, welche Auswirkungen diese emotionalen Prozesse auf den Alltag zeigen. Das Lernen, mit dem Stoma zu leben, es zu pflegen und sich langsam auch daran zu gewöhnen ist das Eine, die Bestrahlungen mit den noch ungewissen Nebenwirkungen und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung das Andere. Heute Morgen nun ruft mich mein Urologe an (ich konsultierte ihn wegen eines relativ hohen Kreatininwertes) und er teilt mir mit, dass der CEA-Wert (Tumormarker) bei 2.8 liegt, einem absolut normalen Wert. Ich wartete recht angespannt auf dieses Resultat. Es erschüttert emotional genauso, wie wenn es anders gewesen wäre. Ich freue mich riesig, atme wieder einmal tief durch und tanke neue Energie.

Ein Silberstreifen in der Gewitterfront?
Herzlich Peter

Freitag, 8. August 2008

Emotionen

Die letzten zehn Tage forderten mich und mein engsten Umfeld enorm heraus. Ich spüre eine bleierne Schwere verbunden mit Entspannung über das, was hinter mir liegt und Anspannung über das, was durch die Bestrahlung auf mich zukommen wird. Das schnelle Verlassen der Klinik nach der Operation war richtig, die Rehabilitation zuhause ist für mich wichtig. Ich stecke nun so in einer Art Krankheitsalltag (tägliche Bestrahlungstermine, Stomapflege, Müdigkeit) und will mich diesem Diktat nicht hingeben. Zu sehr interessieren mich meine Lieben, meine KollegInnen, meine Freunde und vor allem auch meine nächste Zukunft. So hoffe ich darauf, dass sich die mir eigene Energie zurückmeldet und ich die anstehenden Pendenzen aufarbeiten kann. Mein Leben ist zurzeit fragil.

Herzlich Peter

Dienstag, 5. August 2008

Achterbahn

Die letzte Woche war in emotionaler Hinsicht eine Mega-Achter-Bahn ohne Anfang und Ende. Das schlaucht! Die Erholungsphasen dazwischen haben sehr gut getan, die Kräfte halten sich in überschaubaren Grenzen. Mit dem Stoma ist es so eine Sache. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen.

Nach allen Konsultationen mit meinen ärztlichen Freunden und den behandelnden Ärzten bahnte sich eine Entscheidung an, die die therapeutische Entwicklung für die nächsten Wochen/Monate bestimmen soll. Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, mich vorerst nur auf eine Strahlentherapie einzulassen. Dieser wurde gestützt, wenn auch nicht von allen. Es sind insgesamt 30 Interventionen mit 1.8 Gray (54 Gy total, womit die fehlende Chemotherapie teilweise kompensiert werden soll) vorgesehen. Der Beginn mit täglichen Bestrahlungen ist am 7. August 08. Ich werde über die Nebenwirkungen wieder berichten. Hinter dieser Massnahme kann ich vollumfänglich stehen. Eine zusätzliche Chemotherapie macht mir aufgrund der Kenntnisse über eine Antikörper-Resistenz (Erbitux) meinerseits schlicht und einfach Angst. Ich möchte keinesfalls wiederholen, was ich letztes Jahr erlebt habe.

Heute nun erhielt ich Bescheid, dass der CEA-Wert (Tumormarker) von über 60 Punkten auf 16 runter gefallen ist. Das freut mich enorm, heisst es doch, dass wohl definitiv keine Metastase vorhanden ist. Es scheint sich tatsächlich um ein Lokalrezidiv zu handeln. Die Bestrahlung macht Sinn, die Entscheidung erachte ich heute als richtig. Im Moment versuche ich, die Achterbahn zu stoppen.

Herzlich Peter

Mittwoch, 30. Juli 2008

Stoma-Splitter 1

Wie 2007 war es auch in diesem Jahr mein erklärtes Ziel, wenn immer möglich ohne Stoma den OP-Tisch verlassen zu können. Dem war, wie ihr alle wisst, nicht so. ich trage nun so ein Sackerl zu meiner vorderen Rechten und fühle mich visuell permanent adipös!

Entwich früher hin und wieder mal Luft aus meinem Innern und trafen mich strafende Blicke, so hob ich jeweils kurz die Schultern, streckte meine Arme leicht Richtung Bittstellung und vermerkte: „Wenn’s Arscherl brummt, is s Herzl gsund“. Damit war dann auch vieles wieder im Lot. Jetzt entweicht Luft unkontrolliert in den Sack und es knattert, deutlich hörbar, unangenehm im Ton und ich kann nichts dafür. Der Ton ist etwa so, wie wenn man einen Zweitaktmotor (DKW, Rasenmäher, Motorsäge usw.) startet. Zurzeit kann ich nur die Schultern leicht anheben und vermerken: „Wenn’s Stoma knattert, mei Herzl flattert!“

Ich stehe mitten in der Auseinandersetzung zwischen Verwünschung und Annahme. Ich kenne den Wert des Stomas, kann gut mit ihm umgehen und finde es eine grossartige Einrichtung. Aber: Es zerstört die Unversehrtheit des Körpers, trübt die Ästhetik, weist permanent auf Krankheit hin, ergänzt Natur mit Technik und macht sie von ihr abhängig. Ich kann mir Sexualität in diesem Zustand nicht vorstellen, nicht von der Funktionalität her, sondern von der Erotik aus betrachtet. Auch hat es nicht mit dem Verständnis meiner Frau zu tun. Es ist und bleibt vorläufig mein Problem.

Ein kleine Kostprobe der Auseinandersetzung: Vorletzte Nacht streckte ich mich und spürte einen Reissschmerz rechts. Ich drehte mich auf den Rücken, griff mit der linken Hand zur rechten Seite und realisierte, dass sich der Sack von der Haut gelöst hat. Es roch, es war feucht und ich fluchte. Es gibt Redewendungen, die mittlerweile gesellschaftlich sozialisiert sind: ‚in der eigenen Scheisse stehen’ oder ‚…sitzen’. Wisst Ihr, wie es ist, wenn man in der eigenen Scheisse liegt? Natürlich kann man alles putzen, waschen, sich neu anziehen und wieder ins Bett legen. Und emotional? Das ist der Prozess, der die Annahme so schwierig macht. Vielleicht gilt auch hier, dass die Akzeptanz dann erfolgt, wenn man weich genug geklopft ist! Ich bleibe hart am Sackerl.

Liebe Grüsse
Peter

Sonntag, 27. Juli 2008

wieder zu Hause

Der Samstag verlief sehr gut. Mit Claudia und Patrick unternahm ich einen längeren Spaziergang im Wald. Am Nachmittag wiederholte ich das Unterfangen mit Maria. Wir blieben zwei Stunden fern der Klinik. Am Abend entschieden wir uns, anstelle von Ponstan (Schmerzmittel) spontan zwei Gläser Wein (Barolo Barique) zum Essen zu trinken - das war ganz lustig. Daraufhin entstand mein Bedürfnis nach Klärung der Sinnhaftigkeit meines Spitalaufenthaltes. Zusammen mit dem Chirurgen entschieden wir uns dann, die Klinik am Sonntagvormittag nach der Visite zu verlassen.

Ich sitze nun zu Hause vor dem PC, ordne das Liegengebliebene, strukturiere mich in mein Leben nach der Operation und erfreue mich der lieblichen Umgebung. Die emotionale Achterbahn der letzten Tage scheint sich auf einer lebbaren Flughöhe zu stabilisieren. Ich beginne wieder 'normal' zu werden.

Danke für die bisherige Begleitung. Ich befürchte einen medizinisch dominierten Herbst und hoffe nicht auf Repetition gemachter Erfahrungen. Etwas mulmig ist mir schon, wenn ich daran denke. Ich höre aber die Beteuerungen der Ärzte, nur sind die negativen Erfahrungen zurzeit noch stärker. Ich lebe nach dem Motto: Die Botschaft hör ich wohl, doch allein mir fehlt der Glaube!

Herzlich
Peter

Samstag, 26. Juli 2008

wieder auf der Abteilung

Seit heute Morgen liege ich wieder auf der Abteilung. Es geht mir grundsätzlich gut, obwohl ich gestern einen dieser berühmten und für mich schwer ertragbaren "Hänger" durchlebte. Verläuft alles wie erhofft, so werde ich am Montag nach Hause wechseln.

Der Histologiebericht ist vorhanden. Das Peritoneum ist nicht befallen, Metastasen sind keine vorhanden. Der Tumor war bauchseits nicht ersichtlich, er lag auf der hinteren Seite der Anastomose, war rund, gelb und 2.5 cm gross. Dieser konnte grossräumig herausgenommen werden. Offen bleibt die Frage der weiteren therapeutischen Intervention (Radio- und/oder Chemotherapie).

Ich beginne wieder (im wahrsten Sinne des Wortes) in den Bauch zu atmen. Die unglaublich vielen Zusprüche und Wünsche per Besuch, Telefonat, SMS, Mails, Karten, Blumen usw. aus aller Welt freuen mich riesig und geben das Grundgefühl, nicht alleine unterwegs zu sein. Ich kann Euch nicht beschreiben, wie gut dies tut. Danke dafür, von ganzem Herzen!

Dienstag, 22. Juli 2008

Operation

Die Operation hat länger gedauert als angenommen,jedoch geht es ihm gut.Er ist müde und braucht Zeit zur Genesung.
Maria

kurz davor

Ich sitze auf dem Bett und schaue über die wolkenverhangene Stadt Winterthur. Es ist kalt draussen, unfreundlich. In mir spüre ich aber Wärme, die mich unheimlich stützt und stärkt. Sie kommt von den vielen SMS, E-Mails, Telefonanrufen, Karten, Blumen und Besuche, die mich erreicht haben. Es ist unbeschreiblich, was diese Solidarität auslöst. Sie ist wie ein Nährboden, auf dem das gepflanzt wird, was danach wachsen soll. Danke Euch allen von ganzem Herzen.

Ich schalte jetzt aus, ziehe mein Nachthemd an und werde zum Patienten. Ich freue mich, Euch alle wiederzusehen!

Liebe Grüsse
Peter

Sonntag, 20. Juli 2008

Zwischenhalt

Die letzten zwei Wochen gestalteten sich so, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte. Die Ferien in Salalah (Süd-Oman) waren herrlich, entspannend und total interessant. Zudem schauten wir noch beim Haus in Muskat vorbei, in dem wir Ende Jahr fünf Wochen wohnen werden.

Die vergangene Woche benützte ich noch, um (neben all den medizinischen Vorbereitungen) noch die notwendigsten Büroarbeiten zu erledigen. Seit zwei Tagen habe ich mein Essen wieder eingestellt und ernähre mich hauptsächlich von Suppen. Auch hatte ich genügend Zeit, mich mit meiner Situation auseinander zu setzen. Angst verspüre ich keine, ich kenne die Prozedur. Unsicherheit ist es auch nicht, weil ich viel über meine Krankheit weiss. Enttäuschung ist es, was mir zu schaffen macht. Viele Pläne sind zunichte gemacht und auch diesen Sommer/Herbst werde ich wieder mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen haben.

Also: packen wir es!
Herzlich
Peter

Montag, 14. Juli 2008

Entspannung

Die Ferientage haben gut getan. Ich fühle mich recht wohl und bereite mich sorgfältig auf die Operation vor. Denke ich zurück, dann spüre ich eine deutliche Verminderung der Nervosität im Vergleich zum Vorjahr, obwohl sich die Geschichte wiederholt. Ich kenne die Prozedur und sehe es relativ gelassen. Weniger gelassen warte ich auf die Histologie. Es interessiert mich brennend, um was für eine Entwicklung es sich handelt. Das wiederum wird in therapeutischer Hinsicht den Spätsommer/Herbst beeinflussen.

Bis bald
Peter

Donnerstag, 3. Juli 2008

Operation steht fest

Der Termin steht: Dienstag, 22. Juli 2008. Somit jährt sich die Prozedur, nur dass wir nun definitiv vorher noch in die Ferien fliegen. Ich freue mich auf diese Auszeit und verspreche mir ein gutes Stück Distanz im vollen Bewusstsein, dass der Tumor mitfliegt.

Ich wünsche Euch allen einen schönen, warmen, erholsamen und stärkenden Sommer (nicht zuletzt auch mir!).

Herzlich
Peter

Samstag, 28. Juni 2008

Neue Situation

Die zweite Nachkontrolle ergab ein anderes Bild: Der CEA-Wert (Tumormarker) stieg auf 50,3 (normal ist 1,6), was zu einer intensiveren Abklärung führte. Diese erfolgte mittels PET/CT und brachte eine sichtbare Veränderung im Bereich der Anastomose. Sowohl die Sigmoidoskopie wie auch die Coloskopie waren unauffällig. Man geht heute von einem Lokalrezidiv von rund 12 mm an der Darmaussenwand aus. Nächste Woche entscheiden wir über die anzuwendende Therapie (Operation mit Bestrahlung und/oder Chemotherapie).

Heftige emotionale Reaktionen waren die Folge davon. Ich habe mir den Sommer 2008 anders vorgestellt. Heute nahm ich die Axt und spaltete Tannenholz. Das tat gut. Das Harz floss und die Schweissperlen spritzten.

In meiner Patientenverfügung habe ich festgehalten, dass ich solange kurativ behandelt werden will, wie Chance auf Erholung aus diesem Zustand besteht. Diesen Weg werde ich gehen, immer im Kontext zu dem, was Lebensqualität und Leben trotz Krankheit ausmacht.

Liebe Grüsse
Peter

Sonntag, 24. Februar 2008

Frühling

Wunderschöne, wolkenlose Tage, gewärmt von der Sonne, wecken die Vorfreude auf den Frühling. Noch singen die Amseln nicht, doch sie werden es bald tun.

Lange ist's her, seit dem letzten Blogeintrag. Das Hand-Fuss-Syndrom hat sich gelegt, leichte Nachwirkungen sind zwar noch spürbar. Der erste Check von letztem Montag und die Meldung über die Laborwerte lassen unzweideutig erkennen, dass die Krankheit oder das, was mich krank gemacht hat, hinter mir liegt. Mit grosser Freude nehme ich diese positive Entwicklung zur Kenntnis und sehe auch physisch entspannt dem Frühling entgegen. Nächste Abklärungen sind erst wieder im Sommer fällig. Ich freue mich!

Auf einen warmen, sonnigen, den Boden unter den Füssen wärmenden Frühling!

Herzlich
Peter