Dienstag, 31. März 2009

Klarheit

Das PET-CT hat bestätigt, was der Chirurg schon erklärt hat. Im kleinen Becken liess er Tumorreste zurück. Diese sind klar erkennbar. Sie sind auch dafür verantwortlich, dass ich nachts starke Kreuzschmerzen verspüre und immer wieder daran erwache. Als neuen Tumor wurde eine Metastase (operativ bedingt) an der rechten Bauchseite, walnussgrosser fester Knoten, lokalisiert. Ich spürte ihn schon länger. Er sitzt peripher am Darm und könnte auch (falls ich eine Chemotherapie mache) deren Wirkung anzeigen. Das Peritoneum ist definitiv nicht befallen. Am kommenden Freitag erfolgt nun eine Besprechung mit dem Onkologen über die Optionen der Chemotherapie. Danach werde ich mir für jede Form der Entscheidung Zeit lassen.

Diese Ausgangslage hat recht entspannt. Ich befürchtete schlimmeres. Auf der andern Seite ist auch klar, dass dieser Resttumor im kleinen Becken sehr ernst genommen werden muss. Für mich beginnt nun bezüglich weiterer therapeutischer Schritte ein sorgfältiges Abwägen zwischen Aufwand und Ertrag und eine intensive Auseinandersetzung mit meinen Lieben. Ich möchte die Entscheidung im Einverständnis mit meiner Familie treffen. Die sehr negative erste Erfahrung mit der Chemotherapie bremst mich total. An Diskussionsstoff wird es mit Sicherheit nicht mangeln. Die Entscheidung werde ich erst nach Ostern fällen.

Herzlich Peter

Samstag, 28. März 2009

Erfahrungen

Zehn Tage sind seit dem letzten Eintrag vergangen. Die hinter vorgehaltener Hand befürchtete Negativreaktion (Loch) nach Wien ist nicht eingetreten. Vielmehr gelang es, diesen Aufwind zu halten mit dem Versuch, die Situation zu stabilisieren und wieder Leben zu planen. Das ist allerdings nicht ganz einfach. Mein Bauch spielt zurzeit ein Eigenleben und lässt mich nur reagieren. Es knattert, knarrt und gurgelt und hin und wieder verunmöglicht mir die hartnäckig blockierte Luft im Darm ein normaleres Leben zu führen. Es sind nicht wirklich Schmerzen, die ich habe, es sind vielmehr starke Beschwerden. Sie dämpfen aber die Stimmung und dagegen anzukämpfen erfordert viel Selbstbewusstsein. Je länger diese Erfahrungen dauern, umso kleiner wird die Angst, es könnte sich wieder etwas Unkontrolliertes entwickeln. Ich bin zurzeit aber recht zuversichtlich und möchte gerne wieder das eine oder andere Seminar bestreiten. Ich bin froh über meinen jetzigen Zustand und hoffe, ihn verbessern zu können. Gerne berichte ich wieder über die nächsten Erfahrungen. Euch wünsche ich von Herzen einen wunderschönen und wärmenden Frühling.
Herzlich Peter

Donnerstag, 19. März 2009

Gewagt – gewonnen

Die letzten drei Tage (ihr lest alle richtig) verbrachte ich in Wien. Der Grund war der Abschluss des Psychoonkologielehrgangs, den ich zusammen mit Prof. Dr. Alexander Gaiger als Leiter betreute. Es ging um die Diplomierung, die am Montagabend vollzogen wurde. Die Tickets (Maria begleitete mich) bestellte ich schon vor vier Wochen. Mitte der Woche vor der Reise wäre der Flug noch Illusion gewesen. Zu gross waren die Bauchschmerzen. Gegen Ende der Woche dann beruhigte sich mein Bauch und wir entschieden zu fliegen. Dies war rückblickend wohl der richtigste Entscheid, den ich in den letzten Monaten für mich und meine Psychohygiene getroffenen habe. Obwohl es physisch wie psychisch eine Grenzerfahrung war, spürte ich wieder jenes ‚feu sacré’ in mir, das mich durch all meine Seminare hindurch begleitet hatte. Ich spürte mich wieder. Ich erfuhr eine unglaubliche Wertschätzung und freute mich über den gelungenen Ausflug. Das Hoch hält an. Ich will es ausnützen und mich aus dieser schleichend-präterminalen Lethargie, gefüllt von Sinn- und Hoffnungslosigkeit, zurück ins Leben katapultieren. Im vollen Bewusstsein, dass es sich um ein Zeitfenster handelt. Wie gross es sein wird, weiss niemand. Ich kann es aber im Hier und Jetzt mitgestalten – und das werde ich tun.
Herzlich Peter

Freitag, 13. März 2009

Neues erlernen

Die letzten zehn Tage waren von Beobachtungen geprägt, die mich täglich vor neue Erfahrungen stellten. So beginnt sich der Durchfall zu verflüchtigen. Die Darmgeräusche gaben mir Sicherheit, dass der ganze Darmtrakt funktioniert. In den letzten Tagen blieben sie aus oder zeigten sich nur stark vermindert. Dies verunsicherte mich sehr. Normalerweise hat man ja gar keine auffälligen Darmgeräusche. Den stillen Bauch nicht mit dem paralytischen Ileus gleich zu stellen ist wahrlich nicht einfach. Diese Negativerfahrung sitzt tief. Ich lerne zu erkennen, dass die fehlenden Geräusche in der jetzigen Entwicklung gut sind und sich der Stuhl langsam einzudicken beginnt. Allerdings sind die nach wie vor vorhandenen Darmkrämpfe sehr unangenehme und blockierende Begleiterscheinungen.

Ein Blick in die Agenda zeigt, welche Kurse und Seminare zurzeit ohne mich stattfinden. Das macht mich traurig. Gerne wäre ich dabei. So bleibt mir nur, die Daumen zu drücken und auf gutes Gelingen zu hoffen. Die Zuversicht dazu ist vorhanden. Ebenso eingeschränkt ist der soziale Kontakt, reduziert auf die engsten Familienmitglieder. Es fehlt mir der Power zu mehr. Die Lebensfreude ist abhängig von den Bauchkrämpfen. In einer ruhigen Phase beginne ich wieder planen und laut zu denken. In andern Phasen verliere ich diese Kreativität total und werde wortkarg. Ich schaue gerne ins Kaminfeuer, gedankenlos. Ich bin dann wie nicht anwesend. Meine Frau versucht mich aus dieser Lethargie herauszuholen, was ihr fast immer gelingt. Was wird die Zeit wohl noch bringen?

Herzlich Peter

Sonntag, 1. März 2009

Aufbau

Die letzten Tage standen ganz im Zeichen eines Aufbruchs zu besseren Zeiten. Der Durchfall ist fast weg, an Gewicht nehme ich zu, die Trainings verlängern sich und die Lust am Essen und am Leben grundsätzlich kehrt zurück. Geduld ist angesagt, wahrlich nicht mein Hobby.

Psychisch geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr. Wohl ändert die Psyche nichts an den Fakten, aber sie beeinflusst den Umgang damit. Da ich zeitlebens nie auf das halbleere Glas fokussierte, fällt es mir auch leichter, es so zu nehmen, wie es eben ist. Wir geniessen jeden Tag, sehen die Fortschritte und planen die nahe Zukunft. Ich bin auf dem Weg zurück zum Leben - wie lange auch immer.

Herzlich Peter